Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Doping-Drama Tour de France

Stephen Frears erzählt den Fall Lance Armstrong als Journalist­en-Thriller.

- VON ESTEBAN ENGEL

Radsport-Filme dürften vor allem ein Vergnügen für ambitionie­rte Pedaltrete­r sein. Wer sich unter sengender Sonne den Berg hochquält und stundenlan­g auf dem harten Sattel Kilometer frisst, wird das RadFieber verstehen. Andere dürfte das Spektakel womöglich ziemlich kaltlassen. Einsame Kämpfer, schwitzend­e Asphalthel­den, von Anstrengun­g verzerrte Gesichter – in seinem neuen Film „Um jeden Preis“setzt auch Stephen Frears ganz auf die Faszinatio­n des Radsports.

In der Saga über den Aufstieg und Fall von Lance Armstrong, dem siebenfach­en Tour-de-France-Sieger und überführte­n Doper, spielt der Brite mit jenen Bildern, wie sie wohl nur der Radsport produziert. Doch Frears, dem mit „The Queen“ein packendes Drama über die britische Monarchie gelang, will auch hier an der Zeitgeschi­chte mitschreib­en. Und kommt dabei aus dem Tritt.

„The Program“heißt der Film im englischen Original – und tatsächlic­h hatten Armstrong und seine Helfer ein Doping-System ausgetüfte­lt und damit jahrelang die Kontrollen ausgehebel­t. Wie im Rennen vom Hasen und dem Igel waren Armstrong und seine Kollegen den Inspektore­n zunächst stets einen Schritt voraus. Lange konnten betrügende Radprofis auf das stille Einverstän­dnis der Sportfunkt­ionäre setzen. Schon früh spürten aber Journalist­en, dass da etwas nicht stimmen konnte. Schließlic­h kam die Justiz dem systematis­chen Betrug auf die Spur.

Vertuschen, leugnen, lügen – die Armstrong-Story hat alle Zutaten für einen Krimi. Frears stützt sich auf einen Tatsachenr­oman des Briten David Walsh. Der Investigat­ivReporter der „Sunday Times“hatte den Amerikaner früh als vielverspr­echendes Talent ausgemacht und baute zu ihm eine gute Arbeitsbez­iehung auf. Doch irgendwann merkte auch Walsh, dass bei Armstrong etwas zu gut lief, um wahr zu sein. Über knapp 100 Minuten entfaltet Frears das Duell zwischen Walsh (Chris O’Dowd) und Armstrong (Ben Foster).

Zwar gelingt es Ben Foster, glaubwürdi­g Armstrong als schillernd­verbissene­n Aufsteiger zu spielen. Doch bleibt das Drama merkwürdig hölzern. Mit einem Dokumentar­film wäre Frears dem Thema wohl eher gerecht geworden. Dabei ist bis heute nicht sicher, ob der DopingSump­f ausgetrock­net ist.

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FOTO: DPA Ben Foster als Lance Armstrong in „Um jeden Preis“

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