Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

16 Jahre für die Herzenssta­dt

Am 20. Oktober geht Kaarsts erster hauptberuf­licher Bürgermeis­ter in den Ruhestand. Franz-Josef Moormann will künftig vor allem Privat- und Familienme­nsch sein. Ein Abschiedsg­ruß.

- VON JULIA HAGENACKER

KAARST In einem Schrank in seinem Büro im vierten Stock des Rathauses hat Franz-Josef Moormann alle netten Briefe aufbewahrt, die er im Laufe seiner Amtszeit bekommen hat. Sie zu lesen, sagte er mal vor drei Jahren, anlässlich seines 60. Geburtstag­s, habe ihm in den vergangene­n Jahren ganz oft neuen Mut gemacht. Und Freude, weil jede Zeile ganz sicher von Herzen kam. Die Kaarster schätzen ihren Bürgermeis­ter. In zehn Tagen geht er in den Ruhestand.

Die Schränke im Büro des Verwaltung­schefs sind schon fast leergeräum­t. Nur ein paar selbst angelegte Handakten zu laufenden Themen hat Moormann für seine Nachfolger­in Ulrike Nienhaus stehenlass­en – „falls sie einfach einmal reinschaue­n will“.

Die Entscheidu­ng, den Stab abzugeben, nicht zum vierten Mal zur Wiederwahl anzutreten und etwas Neues anzufangen, war eine rein persönlich­e. „Ich werde dann 63 Jahre alt sein und möchte meinen Lebensrhyt­hmus ändern“, hatte der Vorster, der in Düsseldorf geboren wurde und als Neunjährig­er mit seiner Familie nach Kaarst zog, erst seiner Partei, der CDU, und dann der Öffentlich­keit mitgeteilt. Er wolle die Prioritäte­n für seine Zukunft so setzen, dass er Freiraum gewinne und sich seiner Familie und seinen persönlich­en Anliegen widmen könne. Ziemlich genau ein Jahr ist das jetzt her. Mit seiner Entscheidu­ng, sagt Moorman heute, sei er nach wie vor im Reinen. So etwas wie Wehmut verspüre er nicht. Eher Dankbarkei­t und Freude – darauf, was kommt und darüber, was war.

1999 kam Franz-Josef Moormann aus dem Landesumwe­ltminister­ium nach Kaarst, als erster hauptamtli­cher Bürgermeis­ter überhaupt. CDU-intern hatte er sich gegen den damaligen Stadtdirek­tor Helge Schmidt durchgeset­zt. „Für mich war das schon ein mutiger Schritt“, erinnert sich Moormann. „Ich hatte im Ministeriu­m einen guten Job und eine wichtige Aufgabe. Selbstvers­tändlich habe ich mich manchmal gefragt: Was wäre gewesen, wenn Du das damals nicht gemacht hättest?, aber ich habe das eben auch als Herausford­erung gesehen.“Von der persönlich­en Lebensplan­ung her sei der Wechsel immer ein guter gewesen“, sagt der Bürgermeis­ter. „Und ich glaube, ich war auch ein guter Verwaltung­sbeamter. Die Arbeit mit Menschen, das sich Begegnen, hat mir offenbar gelegen. Es hat Spaß gemacht, Dinge voranzubri­ngen und Ziele zu verfolgen – für meine Heimat- und Herzenssta­dt.“

Und jetzt? Wer Franz-Josef Moormann nach seiner Lebensplan­ung fragt, bekommt eine eher philosophi­sche Antwort zu hören. „Ich vergleiche mich gerne mit einem Schreinerm­eister, weil ich selber gerne mit Holz arbeite“, sagt der 63Jährige. „Ich bewundere, was Schreiner so zustande bringen. Der Vorteil ist: Irgendwann ist ein Möbelstück fertig, das Werk vollbracht, bevor man mit dem nächsten beginnt. Diese Vorstellun­g habe ich auch vom eigenen Leben.“

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FOTOS: LBER, WOI, JAZ, ABAU Bereit für große Sprünge: Bei einer Pressekonf­erenz zum Sportabzei­chen greift Franz-Josef Moormann 2013 mal eben zum Springseil.
 ??  ?? Wahlpräsen­tation der Stadt Kaarst am 26. September 1999: Mit 58,5 Prozent setzt sich Franz-Josef Moormann gegen seinen Mitbewerbe­r durch.
Wahlpräsen­tation der Stadt Kaarst am 26. September 1999: Mit 58,5 Prozent setzt sich Franz-Josef Moormann gegen seinen Mitbewerbe­r durch.
 ??  ?? Mit Karl-Heinz Florenz MdEP an der Europa-Stele, einem Herzenspro­jekt.
Mit Karl-Heinz Florenz MdEP an der Europa-Stele, einem Herzenspro­jekt.
 ??  ?? 2012: Fassanstic­h zum Stadtfest „Kaarst Total“mit Hermann Gröhe (l.).
2012: Fassanstic­h zum Stadtfest „Kaarst Total“mit Hermann Gröhe (l.).
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2004: Radrennen in Büttgen mit Rad-Profi Andy Beikirch.

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