Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser Messbestec­k für Kraftwerke

Das kleine Neusser Unternehme­n Energy Support rüstet Transforma­toren weltweit mit einer Analyse-Technik aus, die Störungen und Schäden frühzeitig sichtbar macht. Dieses Trafo-Monitoring wird immer wichtiger.

- VON ANDREAS GRUHN

NEUSS Eine kleine Ölprobe kann viele Millionen Euro wert sein. Nämlich dann, wenn sie anzeigt, was an einem Transforma­tor nicht in Ordnung ist – und zwar, bevor die teure Installati­on ihren Dienst einstellt und das Kraftwerk stillsteht. Der Neusser Wolfgang Sorgatz weiß, wie es geht. „Mit einer Ölgas-Analyse können wir erkennen, welche Schadgase auftreten und so genaue Probleme herausfind­en. Das ist wie ein großes Blutbild beim Arzt“, sagt der Chef des Unternehme­ns Energy Support. Er ist nicht der Arzt, sondern derjenige, der das Operations­besteck liefert.

Seit zwölf Jahren ist Sorgatz gemeinsam mit seinem Kompagnon Gernoth Dobianer selbststän­dig in der Energiebra­nche tätig. Beide waren zuvor bei Bauer Prüf- und Messtechni­k beschäftig­t und machten sich mit ihrer Geschäftsi­dee selbststän­dig: Geräte zu konstruier­en, bauen zu lassen und weltweit zu vermarkten, mit denen Energiever­sorger den Zustand von Transforma­toren, wie sie in der Stromerzeu­gung eingesetzt werden, genau analysiere­n können. Trafo-Monitoring nennen das die Experten, und das wird immer wichtiger. „Man kann Transforma­toren nicht so einfach ersetzen. Die Lieferzeit ist lang, und die Kosten sind groß“, sagt Sorgatz. Bis zu 15 Millionen Euro kostet ein Trafo für ein Großkraftw­erk. „Man kalkuliert eine Betriebsze­it von etwa 30 bis 40 Jahren. Die können wir mit den Informatio­nen aus der Analyse verlängern, je nach Art des Fehlers sogar um zehn bis 15 Jahre.“Damit besetzt Energy Support, das seinen Sitz am Sperberweg hat, eine winzi- ge Nische in einem weltweit gigantisch­en Markt. „Die Art der Energieerz­eugung ändert sich, aber man braucht immer einen Transforma­tor“, sagt Sorgatz. Und damit auch die Technik, die die teure Installati­on in Schuss zu halten hilft.

Und das funktionie­rt so: Mit einer Entgasungs­einheit wird die Probe aus dem Transforma­tor entnommen. Dafür hat Energy Support eine eigene Diagnoseme­thode mit Vakuumtech­nik entwickelt, die seit 2005 eingesetzt wird. Im zweiten Schritt wird dieser Entgaser kombiniert mit einem Messgerät, dem Gaschromat­ografen. Das System splittet elf Gase auf; jedes von ihnen, aber auch verschiede­ne Kombinatio­nen, werden gemessen – und bei schlechten Werten schlägt das System Alarm. Mittlerwei­le können diese Einheiten auch mobil betrieben und online abgelesen werden – das bringt etwa Vorteile bei Messungen entlang kilometerl­anger Pipelines. Große Konzerne in nahezu allen Erdteilen setzen diese Technik ein.

Die Geräte werden konstruier­t von den Neussern und gebaut in einem Partnerunt­ernehmen in Halle bei Leipzig. Den Vertrieb weltweit übernimmt wiederum Energy Support selbst – etwa über jährliche Informatio­nsveransta­ltungen in Dubai, Shanghai und Bad Honnef. „Unser Know-how liegt im technische­n Vertrieb. Wir verkaufen weltweit über Vertretung­en in etwa 100 Ländern“, sagt Sorgatz. „Wir sind in einer absoluten Nische und es funktionie­rt, wie wir es uns gewünscht haben.“

 ?? NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS ?? Geschäftsf­ührer Wolfgang Sorgatz zeigt die Entgasungs­einheit, mit der die Öl-Gas-Probe kontaminat­ionsfrei aus dem Transforma­tor entnommen wird. Anschließe­nd wird sie in weiteren Apparaten analysiert.
NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Geschäftsf­ührer Wolfgang Sorgatz zeigt die Entgasungs­einheit, mit der die Öl-Gas-Probe kontaminat­ionsfrei aus dem Transforma­tor entnommen wird. Anschließe­nd wird sie in weiteren Apparaten analysiert.
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