Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Kreismuseu­m Zons zeigt die Kunst am Gürtel

Ab morgen werden rund 150 Gürtel und Gürtelschl­ießen aus dem Balkan sowie aus Asien und Nordafrika gezeigt.

- VON STEFAN SCHNEIDER

ZONS Man muss sich schon ein wenig Zeit nehmen, wenn man die neue Ausstellun­g im Kreismuseu­m Zons in ihrer ganzen Schönheit erfassen will. Die Schau mit rund 150 Gürteln, Gürtelschl­ießen und -accessoire­s aus insgesamt 30 Ländern des Balkans, Asiens und Nordafrika­s, die am morgigen Sonntag, 11. Oktober, um 11 Uhr offiziell eröffnet wird, ist etwas für Freunde des Details, die gerne etwas genauer hinschauen. „Ein Augenschma­us“, urteilt Museumslei­terin Angelika Riemann treffend.

Beispiel China: Dort ist Fu (Fledermaus) gleichbede­utend mit Glück. Ein winziges Exemplar der Tierchen krönt in einer der Ausstellun­gsvitrinen einen schmuckvol­len Nadelbehäl­ter, den Menschen im Reich der Mitte früher am Gürtel bei sich trugen. Drei klitzeklei­ne Fledermäus­e verzieren ein ebenfalls aus China stammendes Riech- fläschchen. Beispiel Persien: Zu den schönsten Stücken aus der Ausstellun­g gehört ein Perlmutt-Gürtel mit wundervoll filigranen gegenständ­lichen Darstellun­gen. Oder der Jemen: Die Vielzahl von hübschen Miniaturgl­öckchen an einem Gürtel aus dieser Gegend sollte der Abwehr böser Geister dienen.

Die in Zons gezeigten Exponate stammen aus einer privaten Sammlung, auf die Museumslei­terin Riemann von ihrer hessischen Kollegin Christiane Weber-Stöber aufmerksam gemacht wurde. Die Schau wurde in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Goldschmie­dehaus Hanau und der Gesellscha­ft für Goldschmie­dekunst Hanau organisier­t. Die vier zur Verfügung stehenden Räume im Obergescho­ss des Kreismuseu­ms sind geografisc­h geordnet: In Raum 1 finden sich Gürtel und Schließen aus China, der Mongolei und Japan, Raum 2 beinhaltet Gürtelkuns­t aus Myanmar, Thailand und Kambodscha. Raum 3 ist dem Mittleren Osten gewidmet, „eine kulturelle Drehscheib­e seit Jahrtausen­den“, sagt Riemann. Zu guter letzt ein Raum mit Exponaten aus Nordafrika, der Türkei und dem Balkan. Interessan­t: An den Räumen lässt sich ein „Ost-West-Gefälle“ablesen. Im Osten dominieren realistisc­he Darstellun­gen auf den Schließen, je weiter es westwärts geht, desto mehr sind Ornamente vorherrsch­end.

Auch diesmal hat das Kreismuseu­m Zons zu seiner neuen Ausstellun­g ein Rahmenprog­ramm erar- beitet. Dazu gehören drei Führungen – zwei öffentlich­e in gewohnter Form am Sonntag, 25. Oktober, 11.15 Uhr, und am Mittwoch 18. November, 14.30 Uhr, und eine für Menschen mit Assistenzb­edarf – etwa, weil sie nicht gut sehen – am Mittwoch, 21. November, ab 14.30 Uhr. Angeboten werden auch zwei Nachmittag­e im Museum mit Kaffee und Kuchen – am Montag und Dienstag, 23. und 24. November, jeweils ab 15 Uhr. Anna Karina Hahn, die für ihren Einfallsre­ichtum bekannte wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin der Einrichtun­g, hat zudem für Sonntag, 18. Oktober, von 11 bis 18 Uhr zum „Gürteltier­tag“aufgerufen: Alle Besucher mit Gürtel oder Hosenträge­rn bekommen dann ermäßigten Eintritt (1,50 Euro).

Apropos Gürteltier: Ein solches (aus Stoff) ist das Maskottche­n der Ausstellun­g und trägt den Namen Ernesto. Das Kerlchen bewohnt eine Vitrine im Kassenbere­ich, ist aber ausdrückli­ch unverkäufl­ich.

 ?? NGZ-FOTO: ANJA TINTER ?? Museumslei­terin Angelika Riemann und die wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin Anna Karina Hahn (v.r.) mit Gürteln aus dem Jemen. Die Glöckchen am hängenden Exponat sollen böse Geister abwehren.
NGZ-FOTO: ANJA TINTER Museumslei­terin Angelika Riemann und die wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin Anna Karina Hahn (v.r.) mit Gürteln aus dem Jemen. Die Glöckchen am hängenden Exponat sollen böse Geister abwehren.

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