Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jugendlich­e rappen über ihre Viertel

Die Teilnehmer des „Raplab“im Zakk erkunden Eller, Oberbilk und andere Stadtteile – und schreiben Songs darüber.

- VON ARNE LIEB

Teodora wohnt erst seit drei Jahren im Düsseldorf­er Stadtteil Eller, aber den alten Spruch, dass man dort schneller stirbt, den kennt sie natürlich. Auch dass Eller nicht gerade als spannendst­e Gegend der Stadt gilt, hat sie mitbekomme­n. Alles Quatsch, findet die 23-Jährige – genau wie Evin, der auch in Eller wohnt, und Vincent, der aus Gerresheim kommt, aber bei der EllerGrupp­e mitmachen wollte. Also erzählen die Drei jetzt in einem RapSong, wie sie den Stadtteil erleben.

Es ist ein Beitrag zu einem ungewöhnli­chen Projekt, das gerade vom Zakk und der Filmwerkst­att ausgericht­et wird. Im „Raplab“erkunden rund 15 Jugendlich­e ihre Umgebung und schreiben Rap-Songs über ihren Stadtteil. In dieser Woche hat man sich täglich zum Proben getroffen, Ugur und Onur Kepe- nek und Timo Ziegert von der Gruppe Mental Movement halfen den Teilnehmer­n, an ihrem Sprechgesa­ng zu feilen. Im Filmclub der Jungen Film-Werkstatt erarbeitet­en Jugendlich­e derweil Video-Installati­onen zu den Liedern.

Zu Beginn gab es vier Workshops in Jugendzent­ren in den Gegenden, um die sich das Projekt besonders dreht: Rath, Eller, Flingern-Süd und Oberbilk. „Wir wollten Stadtteile aussuchen, die nicht so im Fokus stehen“, sagt Robert Hillmanns, der im Zakk für interkultu­relle Projekte zuständig ist und das „Raplab“leitet. Gemeinsam mit den Jugendlich­en suchte man nach Inspiratio­n. Ob die Teilnehmer den Stadtteil am Ende positiv oder negativ schildern, bleibt ihnen überlassen.

Eine Vorgabe hat das Zakk aber gemacht: keine aufgeblase­nen Geschichte­n über dicke Karren, bewaffnete Gangs und andere Gangs- ter-Rap-Klischees, sondern eine echte Auseinande­rsetzung mit dem Lebensumfe­ld. Im Song aus Eller kommt trotzdem eine Schießerei vor. Teodora beteuert aber, dass es die wirklich gegeben hat. „Ausgerechn­et in der Nacht, bevor wir mit dem Song begonnen haben.“

Davon abgesehen kommt der Stadtteil bei den Jugendlich­en aber gut weg. Die Geschichte des Songs: Vincent aus Gerresheim ist in der Bahn zu weit gefahren („Meine Stimmung ist im Keller, bin in Eller“) und trifft nun die beiden jungen Anwohner. Die erzählen ihm auch von den Nachteilen des Stadtteils („Hier achtet man nicht auf sein Outfit, eher achtet man drauf, dass das Fahrrad nicht geklaut wird“), am Ende einigt man sich aber darauf, dass es insgesamt gar nicht schlecht ist in Eller: „Du brauchst die Menschen nur zu mögen und jeder liebt dich.“

Felix, 20, der als „Fil, der Protagonis­t“schon einige Hip-Hop-Erfahrung hat, hat sich derweil Oberbilk vorgenomme­n – und befasst sich mit einem Thema, das viele dort bewegt: die Sorge davor, dass der Stadtteil zu angesagt wird und die jetzigen Anwohner dadurch verdrängt werden. Eine Entwicklun­g, die der Student kritisiert: „Wenn du jemand liebst, dann willst du ihn nicht ändern. Du wirst ihn nicht ersetzen, sondern setzt ihm ein Denkmal.“Noch eine Woche haben die Jugendlich­en Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt, die Videos geschnitte­n sind – und das Lampenfieb­er nicht zu hoch ist. „Wir wollen, dass bei dem Projekt ein sichtbares Ergebnis herauskomm­t“, sagt Projektlei­ter Hillmanns.

Das geschieht auf gar nicht mal so kleiner Bühne: Zum Abschluss gibt es ein Konzert im Düsseldorf­er Zakk.

 ?? RP-FOTO: BERND SCHALLER ?? Rap im Zakk mit Teodora, Evin und Vincent (v.l.). Noch eine Woche haben die Jugendlich­en Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt.
RP-FOTO: BERND SCHALLER Rap im Zakk mit Teodora, Evin und Vincent (v.l.). Noch eine Woche haben die Jugendlich­en Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany