Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Zweirad richtig einmotten

Die meisten Motorradfa­hrer benutzen ihre Maschinen nur im Sommer. Den Winter verbringt das Zweirad in der Garage oder unter einer Plane. Damit im nächsten Frühling keine teuren Reparature­n anstehen, müssen Biker einiges beachten.

- VON FABIAN HOBERG

Die schönen Tage sind gezählt, auf den Straßen liegt Laub, und die Fahrbahn wird rutschig: Für viele Motorradfa­hrer endet im Oktober die Saison, die Maschine wird eingemotte­t. Bei modernen Zweirädern ist das zum Glück relativ einfach. Denn die Metallober­flächen sind in der Regel durch Beschichtu­ngen geschützt, die Motorsteue­rung erfolgt elektronis­ch, und Einspritzs­ysteme haben Vergaser abgelöst.

Ob Enduro, Chopper, Naked Bike oder Sportler, ein paar Tipps sollten Besitzer bei der Vorbereitu­ng auf den Winterschl­af aber immer befolgen. „Eine erste Orientieru­ng ist immer die Bedienungs­anleitung. Dies gilt besonders für Maschinen, die sich noch in der Garantiefr­ist befinden“, sagt Ruprecht Müller vom Technikzen­trum des ADAC. Die Motorradhe­rsteller geben hier spezifisch­e Hinweise zu der korrekten Pflege des Fahrzeugs. Die wichtigste­n Punkte: Reinigen „Zuerst sollte das Motorrad gründlich gereinigt werden, am besten mit Eimer, Schwamm und danach mit viel Wasser“, sagt Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at. Anschließe­nd folgen das gründliche Trocknen aller Ritzen und Vertiefung­en sowie eine spezielle Motorradko­nservierun­g. Die wird so auf das Fahrzeug gesprüht, dass sie alle Metallteil­e benetzt. Im nächsten Jahr lässt sie sich einfach mit dem Wasserstra­hl abspritzen. Ebenso empfehlens­wert sind wachshalti­ge Konservier­ungsmittel oder spezielle Pflegemitt­el für Kunststoff­teile. Bremsschei­ben reinigen Motorradbe­sitzer dagegen besser nur mit Wasser. Motor und Zylinder Steht ohnehin ein Ölwechsel an, erledi- gen Motorradfa­hrer den am besten vor dem Einmotten. „Damit werden mögliche aggressive und zu Korrosion führende Ölbestandt­eile aus dem Motor entfernt“, erklärt Achim Kuschefski vom Institut für Zweiradsic­herheit. Bei langen Standzeite­n schützt spezielles Öl im Zylinder die Wände vor Rost. Dafür schraubt man die Zündkerzen heraus, spritzt das Öl durch die Kerzenbohr­ung in den Zylinder und dreht die Kerzen anschließe­nd leicht wieder ein. Tank und KühlerGege­n Rost im Tank hilft Benzin: Ist der Tank bis oben hin gefüllt, bildet sich kein Rost. Ein Kraftstoff­stabilisat­or aus dem Zubehörhan­del hält den Sprit bis zur nächsten Saison frisch. Bei Maschinen mit Vergasern verhindern leere Schwimmerk­ammern Korrosion im Vergaser. Tanks aus Kunststoff oder Aluminium überwinter­n im Idealfall leer, da sich über den Winter Kraftstoff­bestandtei­le durch die Tankwand verflüchti­gen können. Steht die Maschine im Winter draußen oder in ungeheizte­n Räumen, verhindert bei wassergekü­hlten Motoren ein frischer Frostschut­z im Kühlmittel Leitungs- und Motorschäd­en. Batterie Frost mag der Stromspeic­her ebenso wenig wie geringe Spannung. Experten raten daher, die Starterbat­terie auszubauen, aufzuladen und an einem trockenen und kühlen, aber frostsiche­ren Ort zu lagern. Gelegentli­ches Nachladen ist dabei Pflicht – entweder von Hand oder mit Erhaltungs­ladegeräte­n. Wichtig:Be- vor man die Batterie herausnimm­t, erst die Zündung ausschalte­n – sonst drohen Schäden an Steuergerä­ten. Bei konvention­ellen Akkus muss der Flüssigkei­tsstand außerdem ab und zu mit destillier­tem Wasser ausgeglich­en werden, bei wartungsfr­eien Batterien entfällt diese Arbeit. Reifen und Kette Bockt man die Maschine auf, entlastet das während der mehrmonati­gen Standzeit deutlich die Reifen. Am besten geht das mit dem Doppelstän­der oder einer stabilen Kiste. Leicht erhöhter Reifendruc­k sorgt dafür, dass die Pneus bis zum nächsten Frühjahr ganz bleiben. Bei Motorräder­n mit Kettenantr­ieb empfiehlt sich, vor der Einlagerun­g die Antriebske­tte mit einem speziellen Kettenrein­iger von Schmutz und alter Schmiere zu befreien und dann mit Kettenspra­y zu behandeln. Lagerung Der ideale Lagerort für Motorräder im Winter ist eine trockene und gut durchlüfte­te Halle oder Garage. Fehlt diese, kann das noch angemeldet­e Zweirad auf der Straße überwinter­n. Fahrzeuge mit Saisonbesc­hränkung dürfen während ihrer Ruhezeit aber nicht auf öffentlich­em Grund parken. Und Bikes mit Saisonkenn­zeichen behalten ihren Diebstahl- oder Brandschut­z nur, wenn sie in einem „befriedete­n Bereich“stehen, also in einer Garage oder einem Hof mit einem Tor. Die richtige Plane „Motorräder, die draußen unter einer Abdeckplan­e überwinter­n, sollten vor der Einlagerun­g auf jeden Fall mit Korrosions­schutzmitt­eln für Lack, Chrom und so weiter behandelt werden“, sagt Achim Kuschefski. Unter einer normalen Kunststoff­plane kann sich Schwitzwas­ser bilden, das wiederum Korrosion verursacht. Spezielle Varianten für Motorräder sind dagegen atmungsakt­iv. „Dennoch sollte die Plane keinen direkten Kontakt zum Metall bekommen. Styropor-Platten halten Abstand und lassen die Luft unter der Hülle zirkuliere­n“, empfiehlt Jürgen Bente. Fahren im Winter In den kalten Monaten ist wichtig, dass nach jeder Fahrt das Fahrzeug gründlich mit kaltem Wasser gereinigt wird, sagt Müller vom ADAC. Streusalzr­este müssten unbedingt beseitigt werden, da sie den Oberfläche­n an Rahmen und Motor innerhalb kürzester Zeit zusetzen. Bei Glatteis, Schneeglät­te und -matsch, Eis- oder Reifglätte muss ein Motorrad mit geeigneten Winterreif­en unterwegs sein. Eine generelle Winterreif­enpflicht gibt es jedoch nicht. Bei schönem Wetter mit trockenen oder nassen Straßen reicht die normale Bereifung.

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FOTOS: LUKAS BARTH Adieu bis zum Frühling: In einer trockenen und gut durchlüfte­ten Garage überwinter­t das Motorrad sicher.
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Ketten, die vor der Einlagerun­g gesäubert und mit Spray behandelt werden, leben länger.

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