Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die verlogene deutsche Datenschut­zpolitik

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Wenn es um Datensiche­rheit geht, rühmen sich unsere Spitzenpol­itiker gerne des vorbildlic­hen Datenschut­zes in Deutschlan­d. Wenn es dann aber um die Durchsetzu­ng dieser Rechte geht, wird es verdächtig still. Dann wird stets auf die Datenserve­r verwiesen, die bedauerlic­herweise in Amerika stehen. Voll sorry, echt, aber da könne man nun mal nichts machen!

Ausgerechn­et ein Student aus Österreich hat jetzt vollbracht, was kein Justizmini­ster, kein Datenschut­zbeauftrag­ter, keine Datenschut­zbehörde mit all ihren Juristen geschafft haben: Max Schrems (27) hat in Alleinregi­e das „Safe Harbor“-Abkommen zwischen der EU und den USA zu Fall gebracht. Ein Alibi-Abkommen, das den Bürgern suggeriere­n sollte, dass unsere Daten, egal ob in Deutschlan­d oder in den Vereinigte­n Staaten, in guten Händen sind.

Spätestens seit Edward Snowden wissen wir, was hinter den Kulissen

Nach außen fordern unsere Minister härtere Auflagen für US-Internetko­nzerne. Hinter den Kulissen bemühen sich Politik und Wirtschaft gemeinsam darum, an noch mehr Bürger-Daten zu gelangen.

stattfinde­t: ein Datenringt­ausch. Und mit dem Urteil des EuGH, des höchsten europäisch­en Gerichts, ist diese Wahrheit nun endlich auch juristisch nicht mehr schönzured­en: Die EU und die USA betreiben gemeinsam eine gigantisch­e Daten-Waschanlag­e. Und Deutschlan­d wäscht bei diesem fragwürdig­en Konstrukt seine Hände alles andere als in Unschuld.

Das Prinzip funktionie­rt in etwa so: Die Bundesregi­erung schimpft auf den bösen US-Konzern, weil der unerlaubt Daten über uns Deutsche sammelt. Verklagen tut sie die Amis aber nicht; auf die Daten von Facebook, Google und Co. ist der Innenminis­ter nämlich ebenso scharf. Derlei Daten über die eigene Bevölkerun­g zu sammeln, wäre illegal. Also bezieht man die Informatio­nen von der NSA; im Tausch für noch mehr Daten, die der deutsche Datenservi­ceprovider der Amerikaner, der Bundesnach­richtendie­nst, am Internetkn­otenpunkt in Frankfurt abzweigt.

Kontrollie­rt werden diese streng geheimen Vorgänge von einem MiniGremiu­m im Bundestag, das im Zuge des NSA-Untersuchu­ngsausschu­sses jüngst erfahren musste, dass es über Jahrzehnte hinweg von den eigenen Geheimdien­sten belogen wurde. Die Strafe? Null. Im Gegenteil: Kurz nachdem diese Praktiken aufgefloge­n waren, wurde der Etat des BND sogar nochaufges­tockt.Begründung:Wenn schon illegale Daten sammeln, dann doch bitte in Zukunft auch ohne die Hilfe der Amerikaner!

Freuen wir uns also auf den nächsten Datenschut­z-Kracher der Groko: „Vorratsdat­en 2 – die Rückkehr der Datenkrake“. Demnächst auf Ihrem Tablet, PC und Smartphone!

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