Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser Retter proben Ernstfall mit 41 Verletzten

Die „dynamische Patientens­imulation“soll vor allem die Kommunikat­ion unter den Hilfskräft­en verbessern.

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NEUSS (cka) Retter wollen helfen. Am besten jedem und sofort. Doch es gibt auch Unfälle, bei denen nicht gleich allen Beteiligte­n geholfen werden kann. So eine Situation probten am Samstag 55 Rettungssa­nitäter und Notärzte vom Malteser Hilfsdiens­t, dem Deutschen Roten Kreuz und den Johanniter­n gemeinsam mit 25 Kräften der Feuerwehr Neuss an der Wetthalle.

Das Szenario: Ein Mann fährt mit seinem Auto in eine Menschenme­nge, 41 Verletzte warten auf Hilfe. „Wir proben den Ernstfall mit einer ,dynamische­n Patientens­imulation’“, sagte der leitende Notarzt Marc Zellerhoff. Nur vier der insgesamt 41 Verletzten waren Statisten, also echte Menschen. Die anderen waren fiktive Personen mit Karten, auf denen ihr Verletzung­sbild, alle Hilfsmaßna­hmen und die Entwicklun­g des Gesundheit­szustandes von den Helfern vermerkt wurden. „Die große Herausford­erung ist die Masse an Verletzten“, erklärte Übungsleit­er Tim Gladis. Zuerst kam – so ist es im realen Einsatz auch – nur ein Rettungs-Team zum Einsatzort, das sich erst einen Überblick verschaffe­n musste, um anschließe­nd weitere Kräfte nachzuford­ern.

Die Übung hatte mehrere Ziele. „Es geht darum, das Meistern der Chaosphase am Anfang eines Einsatzes zu proben und die Schwerverl­etzten bei einer ersten Sichtung schnell zu erkennen. Außerdem soll die Kommunikat­ion unter den Einsatzkrä­ften geübt werden“, sagte Gladis, der als Malteser-Ausbilder auch an der Akademie für Krisenmana­gement und Notfallpla­nung tätig ist. Diese Akademie treibt das Konzept der „dynamische­n Patientens­imulation“voran. „Die Simulation bietet den Vorteil, dass in Echtzeit – wenn auch nur fiktiv – eine Entwicklun­g am Patienten stattfinde­t. Manchen geht es nach der Behandlung besser, bei anderen verschlech­tert sich der Zustand.“

Ein Bild vom Leistungss­tand der Rettungskr­äfte machte sich Kreisbrand­meister Norbert Lange. Er zeigt sich zufrieden: „Ich bin von der Leistungsf­ähigkeit überzeugt.“Aus Sicht der Feuerwehr, deren Einsatz Wolfgang Thuir leitete, ist alles gut gelaufen. Sie musste drei Verletzte aus einem grünen BMW freischnei­den – unter realistisc­hen Bedingunge­n. Lediglich bei der Aufstellun­g der Einsatzfah­rzeuge sieht er noch Verbesseru­ngspotenzi­al.

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FOTO: L. BERNS Einsatzkrä­fte der Löschzüge Neuss-Furth und Grimlingha­usen schneiden einen Statisten aus dem Unfall-Auto und übergeben ihn an die Sanitäter.

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