Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zum Glück gab es keinen „Tatort“-Kuss

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Am Ende wurde es in diesem „Tatort“fast schnulzig – und obwohl man irgendwie mehr als zwei Jahre gehofft hatte, dass sich die Kommissare Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) zumindest auf eine Liaison einlassen, war es nach diesem Fall angebracht, dass es nicht zum Kuss kam.

Denn „Verbrannt“, der letzte Fall mit Schmidt-Schaller, sollte in Erinnerung bleiben als das, was er ist: Ein guter Film über einen wahren Asyl-Skandal, der ab 2005 die Justiz beschäftig­te. In Dessau war Oury Jalloh aus Sierra Leone in seiner Gefängnisz­elle verbrannt, der Dienststel­lenleiter erst knapp acht Jahre später wegen fahrlässig­er Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Auch im Film ist es der mehr als unsympathi­sche Dienststel­lenleiter (gespielt von Werner Wölbern), bei dem man von Beginn an ahnt, dass er der Böse ist. Der „Ich bin Hagen“Monolog vor seinen schweigend­en Kollegen im Finale ist großartig inszeniert, bereits zuvor lassen die Bilder der Grillparty­s dem kultiviert­en Zuschauer einen Schauer über den Rücken laufen, denn vermutlich sind diese Szenen in einigen Städten durchaus Usus. „Natürlich ist Oury Jalloh kein Einzelfall“, sagt Drehbuchau­tor Stefan Koditz, und genau darum kam dieser bereits vor knapp einem Jahr gedrehte Film in der aktuellen Flüchtling­skrise zur rechten Zeit. Denn er ruft in Erinnerung, wie es Flüchtling­en in Deutschlan­d wirklich geht.

spol

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