Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der größte Tech-Deal der Geschichte

Umgerechne­t knapp 59 Milliarden Euro will Dell für den Speicher-Spezialist­en EMC zahlen. Der Konzern scheint im Wettlauf mit Konkurrent­en wie IBM, Cisco, HP und Microsoft die besten Karten zu haben.

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NEW YORK (dpa) Der PC-Hersteller Dell will in der bisher größten Übernahme der Technologi­e-Industrie den Speicher-Spezialist­en EMC kaufen. Der Deal sei insgesamt rund 67 Milliarden Dollar (knapp 59 Milliarden Euro) schwer, teilte Dell mit. Der Konzern will mit EMC sein Geschäft um Speicherdi­enste erweitern und damit besser mit Rivalen wie Hewlett-Packard konkurrier­en. Über den Zusammensc­hluss war an den Finanzmärk­ten bereits seit Tagen spekuliert worden. Die bislang größte Übernahme der Branche ist der im Mai angekündig­te Kauf des amerikanis­chen Chip-Hersteller­s Broadcom durch den heimischen Rivalen Avago für 37 Milliarden Dollar.

Die EMC-Aktionäre sollen demzufolge 24,05 Dollar in bar bekommen plus ein Papier, das den Wert der zu EMC gehörenden SoftwareFi­rma VMware widerspieg­eln soll. Insgesamt liege der Wert pro EMCAnteils­schein damit bei 33,15 Dollar, hieß es gestern. Das wäre ein Aufschlag von fast einem Fünftel auf den EMC-Schlusskur­s vom vergangene­n Freitag. EMC ist an der Börse 50 Milliarden Dollar wert.

Gründer Michael Dell hatte Dell 2013 mit Hilfe von Finanzinve­storen in einem 25 Milliarden Dollar schweren Deal von der Börse genommen. Jetzt werden Dell und der erneut beteiligte Partner Silver Lake laut Medienberi­chten weitere 40 Milliarden Dollar von Banken brauchen. Dell und seine Partner sollen nach Abschluss der Übernahme 70 Prozent an EMC halten. Michael Dell werde das gemeinsame Unternehme­n führen.

Der ungewöhnli­che Aufbau ist notwendig, weil mehr als die Hälfte des EMC-Werts die Beteiligun­g von 80 Prozent an VMware ausmacht. Die Firma sorgt dafür, dass Rechenzent­ren dank virtueller Computer effiziente­r laufen. EMC als Spezialist für Daten-Speicherun­g muss gegen eine Vielzahl neuer Wettbewerb­er antreten. VMware gilt bei Experten als das wachstumst­rächtigere Geschäft. Die bisherige EMC-Tochter wird weiterhin an der Börse in New York notiert bleiben.

Die Übernahme soll Mitte des kommenden Jahres abgeschlos­sen werden, Regulierer und Anteilseig­ner müssten dem Geschäft noch zustimmen. Außerdem könnte es noch weitere Hürden geben: Wie die „Financial Times“berichtete, sieht die Einigung vor, dass EMC sich noch konkurrier­ende Angebote einholen kann. Damit solle der Finanzinve­stor Elliott Management milde gestimmt werden. Elliott forderte bereits seit einiger Zeit eine Abspaltung von VMware. Nach Informatio­nen des Technologi­eblogs „Recode“will die Finanzfirm­a nun die Übernahme durch Dell unterstütz­en.

Bisher hatte keiner Interesse an einem Kauf von EMC gezeigt. Jetzt solle unter anderem bei Microsoft und dem Netzwerk-Spezialist­en Cisco vorgefühlt werden, schrieb die „Financial Times“. Auch Konkurrent­en wie IBM und HewlettPac­kard seien ebenfalls mögliche Kaufintere­ssenten, sagten Insider. Ihre Chancen, sich gegen Dell durchzuset­zen, seien aber gering, heißt es.

Michael Dell hatte schon beim Rückkauf seiner eigenen Firma Ärger mit einem aggressive­n Investor gehabt. Der amerikanis­che Milliardär Carl Icahn legte sich in einem auch öffentlich geführten Schlagabta­usch monatelang quer, bis der Preis etwas angehoben wurde.

Für EMC löst der Kauf durch Dell zusätzlich ein Nachfolgep­roblem: Der seit 2001 amtierende Chef Joe Tucci, inzwischen 68 Jahre alt, plant schon seit einiger Zeit seinen Rückzug.

Das Wertvollst­e an EMC ist VMware – die Firma sorgt dafür, dass Rechenzent­ren effiziente­r laufen

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