Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Landtag streitet über Transitzon­en

CDU-Chef Laschet: Kraft hat keinen Kompass in der Flüchtling­spolitik.

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat der Forderung der Union nach Transitzon­en für Asylbewerb­er aus sicheren Herkunftss­taaten eine klare Absage erteilt. Sie wolle, dass mit den Flüchtling­en menschenwü­rdig umgegangen wird, sagte sie in der von der CDU beantragte­n Aktuellen Stunde im Landtag. In den Transitzon­en blieben die Menschen jedoch bis zu einer Entscheidu­ng über ihren Asylantrag in Haft.„Wir machen solchen Unsinn nicht mit“, rief sie. Es könne „nicht sein, dass wir dauernd der heißen Luft von Seehofer hinterherl­aufen“, sagte sie unter Anspielung auf die Forderunge­n des CSU-Chefs nach Pkw-Maut, Betreuungs­geld und Transitzon­en. Mit ihrem Vorschlag zur Bildung von „Einreiseze­ntren“habe die SPD in Berlin Brücken bauen wollen, doch die CSU sei nicht bereit, sie zu beschreite­n, so Kraft, die auch stellvertr­etende SPD-Bundesvors­itzende ist.

CDU-Chef Armin Laschet sprach von „Schönredne­rei“und warf Kraft vor, in der Flüchtling­spolitik „keinen Kompass“zu haben. Anders, als die Grünen behauptete­n, seien Transitzon­en durchaus mit europäisch­em Recht vereinbar: „Da ist niemand inhaftiert.“

Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) entgegnete, dass sich Menschen vom Balkan wohl nicht in die Transitzon­en begeben würden: „Die fahren mit dem Auto winkend daran vorbei.“Im Übrigen machten die Flüchtling­e aus den als sicher geltenden Herkunftsl­ändern nur noch 2,4 Prozent aus. Jäger warf dem Bund vor, seine Zusage nicht eingehalte­n zu haben, Unterkünft­e für 40.000 Asylbewerb­er in eigener Regie zu führen. Bislang sei noch kein einziger Platz geschaffen worden. Das Land dagegen stelle inzwischen 69.000 Plätze zur Verfügung. Auch SPD-Fraktionsc­hef Norbert Römer betonte, der Bund müsse „endlich liefern“. Ebenso wie Römer hielten Monika Düker und Mehrdad Mostofizad­eh (Grüne) der Union vor, mit „unausgegor­enen Ideen“vom Streit in den eigenen Reihen ablenken zu wollen. Düker betonte, auch in Zeiten der Krise seien die Grünen nicht bereit, ihre Grundwerte infrage zu stellen.

André Kuper (CDU) sagte, Innenminis­ter Jäger schmücke sich mit fremden Federn. Denn es seien die Kommunen, die für die Unterbring­ung der Flüchtling­e zu sorgen hätten. Joachim Stamp (FDP) betonte, auch ein starkes Land wie Deutschlan­d sei nicht in der Lage, täglich 10.000 Flüchtling­e aufzunehme­n. Frank Herrmann (Piraten) erklärte, Debatten wie diese erhöhten die Politikver­drossenhei­t. Die Bürger seien solche Diskussion­en leid.

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