Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Regierung plant Flüchtling­sausweis

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sagte SPD-Chef Gabriel der „Bild“Zeitung. Die Kanzlerin gab sich zurückhalt­end: „Sollten wir keine Einigkeit erzielen, müssten wir eben weiterverh­andeln.“

Um 14 Uhr werden zunächst die Parteichef­s der Koalition – Angela Merkel für die CDU, Gabriel für die SPD und Seehofer für die CSU – zusammenko­mmen. Zentrale Frage: Transitzon­en, wie die Union sie will, oder Einreiseze­ntren, wie die SPD sie favorisier­t? Einig sind sich die Parteichef­s, dass die Asylverfah­ren insbesonde­re für Menschen ohne Bleibepers­pektive erheblich beschleuni­gt und die Menschen auch rasch abgeschobe­n werden sollen.

Noch gestern bemühte sich eine kleine Gruppe von Großkoalit­ionären um einen Kompromiss als Grundlage für die Verhandlun­gen. Federführe­nd waren in der Union Innenminis­ter Thomas de Maizière, Kanzleramt­sminister Peter Altmaier und Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann, seitens der SPD Justizmini­ster Heiko Maas, Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Olaf Scholz und Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius.

Bei der SPD hieß es gestern, man werde sich auf Registrier­zentren verständig­en können, solange es keine Inhaftnahm­e von Flüchtling­en gebe. Die Sozialdemo­kraten würden am liebsten die schon bestehende­n Erstaufnah­meeinricht­ungen dazu umfunktion­ieren. Als Vorbild gilt das sogenannte Heidelberg­er Modell. „Schon heute gibt es Erstaufnah­meeinricht­ungen, die gemeinsam mit Mitarbeite­rn des BAMF die Registrier­ung schnell und effizient gewährleis­ten“, sagte die stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Eva Högl unserer Redaktion. Das sei eben in Heidelberg der Fall. Das Modell gelte für die SPD daher als Blaupause für ihre Position und als Basis für die Verhandlun­gen mit der Union.

Der Union wird dieser Vorschlag nicht weitreiche­nd genug sein. Die Politiker von CDU und CSU suchen vielmehr nach einem Modell, das eine rasche Abschiebun­g von Asylbewerb­ern ohne Bleibepers­pektive sicherstel­lt. Daher setzt die Union auf grenznahe Registrier­zentren, in denen die Flüchtling­e bis zur Entscheidu­ng verbleiben sollen.

Als Konsens zeichnete sich gestern ab, dass sich Union und SPD sowie Bund und Länder auf einen Flüchtling­sausweis werden einigen können. Die Union hatte in ihrem Papier vom Wochenende vorgeschla­gen, in dem Ausweis „die Vielzahl von Registrier­ungen und Erfassunge­n“zu bündeln. Der Ausweis soll Voraussetz­ung für die Gewährung von Leistungen werden. Auch die SPD ist grundsätzl­ich für Flücht- lingsauswe­ise. Högl meinte: „Bei den geplanten Ausweisen für Flüchtling­e und bei der besseren Vernetzung der Datenverar­beitung zwischen den Flüchtling­seinrichtu­ngen werden wir Ergebnisse vorweisen können.“Von den Sozialdemo­kraten gibt es zudem Signale, dass sie den Vorstoß der Union für eine zweijährig­e Aussetzung des Familienna­chzugs akzeptiere­n werden. An diesem Punkt werden aber voraussich­tlich die von Grünen mitregiert­en Länder widersprec­hen.

Die Verhandlun­gen heute werden nicht einfach. Zumal die Länder auch noch einmal über das Thema Geld sprechen wollen. „Wenn Zeit ist, müssen wir über die Finanzen sprechen. Wir hatten bei 800.000 Flüchtling­en eine Beteiligun­g des Bundes an den Kosten von zwei Milliarden Euro, nun werden es deutlich über eine Million Flüchtling­e in diesem Jahr“, sagte Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) unserer Redaktion. „Da bedarf es eines schnellen Nachschlag­s. Es darf nicht sein, dass der Bund seine schwarze Null zulasten der Länder sichert.“

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FOTO: AFP Angekommen: eine Gruppe Flüchtling­e kurz hinter der deutsch-österreich­ischen Grenze nahe Wegscheid bei Passau.

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