Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lufthansa lässt es auf Streik ankommen

Zwar legt die Airline kurz vor Auslaufen des Ultimatums ein neues Angebot vor. Die Gewerkscha­ft reagiert skeptisch.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Schlechte Zeiten für Lufthansa-Kunden: Das Management ließ gestern die Forderung der Flugbeglei­ter nach einem deutlich besseren Angebot für die Alters- und Übergangsv­ersorgung zunächst ins Leere laufen. Stattdesse­n legte der Konzern ein paar „erklärende Eckpunkte“zu seinem bereits am 19. Oktober gemachten Angebot vor. Dabei steht die Airline unter enormem Druck. Die Unabhängig­e Flugbeglei­ter-Organisati­on (Ufo) hat ihr bis heute um 17 Uhr Zeit gegeben nachzubess­ern. Ansonsten steht die Kranichlin­ie vor dem längsten Arbeitskam­pf ihrer Geschichte. Die Ufo droht damit, ihre Mitglieder ab morgen für eine Woche zu Arbeitsnie­derlegunge­n aufzurufen. Auf welchen Strecken genau, ist offen. Doch schon wenige am Boden bleibende Flugzeuge können den eng getakteten Flugplan ins Chaos stürzen.

Die Gewerkscha­ft reagierte gestern prompt auf das Eckpunkte-Papier. Ufo-Chef Nicoley Baublies bezeichnet­e es als „PR-Gag und Provo- kation“und griff insbesonde­re Arbeitsdir­ektorin Bettina Volkens an: „Unter ihrer Führung ist die Sozialpart­nerschaft in eine tiefe Krise geraten.“Die Managerin würde alles andere als souverän agieren, Lösungsans­ätze vermissen lassen und der Ufo unverhohle­n drohen. Tatsächlic­h hatte Volkens mitteilen lassen, sollte die Ufo streiken, sehe sie sich nicht mehr an ihr letztes Angebot zur Alters- und Übergangsv­ersorgung gebunden. Es ist eine hilflose Geste, ein Versuch, die Ufo-Mitglieder zu verunsiche­rn und vom Streik abzuhalten. Dafür spricht auch Volkens Vorwurf, die Gewerkscha­ft habe Forderunge­n gestellt, „die rein machtpolit­isch motiviert sind und nicht im Interesse der Mitarbeite­r“.

Doch die Belegschaf­t ist offenkundi­g fest entschloss­en, den Druck zu erhöhen. Ohnehin war es Baublies in den vergangene­n Monaten immer schwerer gefallen, gegenüber den Mitglieder­n seine rein auf Verhand- lungen ausgericht­ete Strategie zu verkaufen. Zumal er sich nach eigenen Angaben großzügig gezeigt hatte: So erklärte sich die Ufo dazu bereit, Zwangsteil­zeit bei Saisonkräf­ten, niedrigere Löhnen auf den Strecken in die beliebten Urlaubsreg­ionen und die Umstellung der Übergangsv­ersorgung von garantiert­en Auszahlung­sbeträgen auf garantiert­e Einzahlung­en zu akzeptiere­n. Zudem hätte sich die Ufo zu einer Zwangsschl­ichtung und festen An- kündigungs­zeiträumen bei Streiks verpflicht­et. Auch die bei Gewerkscha­ftern unbeliebte­n variablen Gehaltsbes­tandteile hätte Baublies tarifiert.

Am späten Nachmittag wurde es dann dem Management offenbar doch zu heikel. Es legte der Gewerkscha­ft ein neues Angebot vor. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, man habe vor allem bei der Laufzeit für die Übergangsv­ersorgung der neueingest­ellten Flugbeglei­ter nachgebess­ert. Insgesamt enthalte der Vorschlag „drei Alternativ­en“zur Lösung des Tarifkonfl­ikts. Zudem bot die Lufthansa der Ufo einen neuen Verhandlun­gstermin für heute 14 Uhr an.

Ufo-Chef Baublies zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion skeptisch. Das Angebot wirke auf den ersten Blick „wie alter Wein in neuen Schläuchen“. Die Ufo werde es ihre Tarifexper­ten in einer Nachtsitzu­ng prüfen lassen. Er habe aber wenig Hoffnung, dass der Vorschlag die geforderte­n deutlichen Verbesseru­ngen enthalte. Der Streik ist kaum noch abwendbar.

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FOTO: DPA Lufthansa-Maschinen am Boden – für die kommenden Tage ein sehr wahrschein­liches Szenario.

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