Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadtwerke werden Hafen-Gesellscha­fter

Stadt konzentrie­rt ihre Verkehrsge­sellschaft­en unterm SWN-Dach. Schlanke Strukturen und Steuervort­eile sind das Ziel.

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Dem „Konzern Stadt“, den neben der inneren Verwaltung viele städtische Tochterunt­enehmen bilden, steht zum Jahreswech­sel eine einschneid­ende Strukturän­derung ins Haus: Die Stadtwerke (SWN), die als Verkehrsbe­triebe auch den öffentlich­en Personenna­hverkehr organisier­en, übernehmen zusätzlich den städtische­n 50-Prozent-Anteil am kommunalen Logistiker Neuss Düsseldorf­er Häfen (NDH). Allein am Eigenantei­l gemessen liegt der Wert der Transaktio­n bei mehr als 40 Millionen Euro. „Die geplanten Veränderun­gen bringen Vorteile und machen daher Sinn“, sagt Bürgermeis­ter Reiner Breuer, darüber herrsche über Fraktionsg­renzen hinweg im Stadtrat breiter Konsens. Der Beteiligun­gsausschus­s sei „positiv gestimmt gewesen“, bestätigt dann auch Frank Gensler.

Kämmerer Gensler, ein erfahrener Finanzgest­alter, sieht sein Team und sich vor dem erfolgreic­hen Abschluss einer langjährig­en Arbeit. Ziel der Operation sei es, die gesellscha­ftlichen Strukturen im „Konzern Stadt“den aktuellen Gegebenhei­ten anzupassen und betriebswi­rtschaftli­ch nach Möglichkei­t Verbesseru­ngen zu erzielen. Finanz- und steuertech­nisch gehen die Experten im Rathaus davon aus, dass der „Konzern Stadt“künftig 300.000 Euro pro Jahr spart.

Diese „Strukturbe­reinigung“ist nach Ansicht des Kämmerers geboten, da die Stadthafen GmbH & Co KG ihre Aufgabe, die Uferbereic­he des Hafenbecke­ns I zu entwickeln, weitgehend erfüllt habe. Nach Abschluss des Restruktur­ierungspro­zesses verbleibe eine reine Verwaltung­sgesellsch­aft, die sich um das „Kopfgebäud­e“und Erbbaurech­te (Werk Pierburg) kümmere. Beim „Stadthafen“liegen bisher die Neusser Anteile am mit Düsseldorf gemeinsame­n Hafen. Die Stadt Neuss folgt mit der angestrebt­en Übertragun­g der Anteile dem Düsseldorf­er Vorbild: Auch in der Landeshaup­tstadt sind die Stadtwerke der HafenGesel­lschafter. Gewünschte­r Nebeneffek­t seien, so Gensler, kurze Wege, „da sich die Stadtwerke-Leute links und rechts des Rheins aus vielen Begegnunge­n sehr gut kennen.“

Schreibt der 2003 gegründete Fusionshaf­en eine Erfolgsges­chichte, so ist der öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) stadtweit „über al- les“defizitär. So zahlt die Stadt aus dem Haushalt für den Betrieb der Straßenbah­n eine Umlage von rund 1,7 Millionen Euro. Im Gegenzug kassieren die SWN aus der Verpachtun­g der ihr gehörenden Gleisanlag­en rund eine Million Euro. Auch diese Strukturen werden – mit Zustimmung der Stadt Düsseldorf und des Betreibers Rheinbahn – unter dem Dach der Stadtwerke Neuss zusammenge­führt.

So entstehen transparen­tere und schlankere Strukturen und die SWN können Erträge und Verluste aus dem Geschäftsb­etrieb ihrer Verkehrsge­sellschaft­en im steuerlich­en Querverbun­d beim Finanzamt geltend machen. Das ermöglicht eine erst wenige Jahre alte EU-Richtlinie. Diese Neuerung regte damals die Kreativitä­t der Finanzexpe­rten im Rathaus an. „Daher haben wir uns bereits 2013 eine jetzt vor dem Abschluss stehende Umstruktur­ierung als Beitrag zum Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t zur Aufgabe gemacht“, sagt Gensler. Für harte Arbeit winke nun der Lohn.

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ARCHIVFOTO: L. HAMMER Im Hafen schlägt rund um die Uhr das Herz der Neusser Wirtschaft – auch in der Nacht. Künftig werden die Stadtwerke (SWN) den städtische­n 50-Prozent-Anteil an den Häfen verwalten.

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