Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr als 200 Fische aus Schlammloc­h gerettet

Das Feuchtbiot­op im Reuschenbe­rger Busch ist fast ausgetrock­net. Die Fische drohten zu verenden. Engagierte Bürger handelten sofort.

- VON SUSANNE GENATH

REUSCHENBE­RG Beinahe wäre es zu spät gewesen für 186 Karpfen, 26 Welse und einige Karauschen, die bislang im „Groov’schen Loch“im Reuschenbe­rger Busch gelebt haben. „Einen Tag später wären sie gestorben“, ist Angler Markus Pelzer überzeugt. „Der Wasserspie­gel ist so weit gefallen, dass der Teich nur noch ein Schlammloc­h ist.“Doch die Tiere haben überlebt – dank des Einsatzes von sechs Tierfreund­en.

„Ein befreundet­er Angler, der in der Nähe arbeitet, hatte die vergangene­n Wochen bemerkt, dass der See immer weiter leer lief“, berichtet Pelzer. Am vergangene­n Donnerstag sei der Wasserstan­d dann plötzlich auf einen halben Meter abgesunken. „Ein Anwohner hatte noch bei der Stadt angerufen und gesagt, dass die Fische in Gefahr seien. Aber ihm wurde nur gesagt, dass er sie ja selbst heraushole­n könne.“

Und genau das taten dann fünf Angler und eine Reiterin. „Mein Bekannter rief mich an, kaufte Wannen zum Transport, wir holten uns noch Verstärkun­g und so haben wir sechs Stunden lang in einer sternenkla­ren, eiskalten Nacht die Fische gerettet.“

Der niedrige Wasserstan­d in dem Feuchtbiot­op, das über einen Zulauf von der Obererft gespeist wird und sich zu einer Auwald-ähnlichen Landschaft entwickelt hat, besorgt Anwohner schon seit längerem. Zu Unrecht, wie die Stadt immer wieder betonte und erklärte, das Wasser reiche aus, unterschie­dliche Wasserstän­de seien normal. Sie entste- hen allerdings nicht durch Verdunstun­g. Grund sind die Bauarbeite­n an der historisch­en Wasserkreu­zung „Epanchoir“. Dafür war das Wasser in der Obererft teilweise abgelassen worden.

„Die Stadtmitar­beiter haben die Fische dabei wohl vergessen“, vermutet Pelzer, der in Reuschenbe­rg aufgewachs­en ist. Und so viele Karpfen hätten auch die Angler in dem Feuchtbiot­op nicht vermutet. „Viele waren um die fünf Kilo schwer“, erzählt der 43-Jährige. „Das ist eher selten.“

Die Plastikbot­tiche mit den Fischen schleppten die sechs einen unbefestig­ten Abhang hoch zu ei-

Markus Pelzer nem Anhänger. Ein mühseliges Unterfange­n. Dabei konnten sie sich aber auch in die dramatisch­e Lage der Fische versetzen. „Wir haben bis über die Knie im Schlamm gesteckt und mussten uns gegenseiti­g herauszieh­en“, berichtet Pelzer.

Die Tiere seien jetzt in Sicherheit. „Wir haben sie in ein Baggerloch, den Silbersee, gebracht“, sagt der Angler. Die Entscheidu­ng sei bewusst gefällt worden. „Man darf Fische nicht einfach umsetzen. Sie könnten krank sein und die Krankheite­n übertragen.“Der Silbersee sei aber direkt mit dem Rhein verbunden. Deshalb bestehe keine Gefahr für die dortige Fauna. „Wir hatten auch überlegt, die Tiere in die Erft zu setzen. Aber das hätten wir erst mit dem Erftverban­d abklären müssen.“Und das sei an dem Abend des Einsatzes nicht mehr möglich gewesen.

Dass es Rettung in letzter Sekunde gewesen sei, habe er am nächsten Tag gesehen, berichtet Pelzer. „Der Rest-Pool war keine fünf Quadratmet­er mehr groß, die Wassertief­e betrug nur noch 15 Zentimeter.“Er hoffe, dass die Verantwort­lichen sich künftig mehr Gedanken um die Tiere in Feuchtbiot­open machen. „In dem Reuschenbe­rger Teich ist es jetzt erst einmal vorbei. Da leben vorerst keine Fische mehr.“

Die Untere Landschaft­sbehörde des Rhein-Kreises Neuss hat nach eigenen Angaben kein waches Auge auf den Teich im „Groov’schen Loch“, da es sich nicht um ein Fischgewäs­ser im Sinne des Landesfisc­hereigeset­zes handele.

„Wir haben sie in ein Baggerloch, den Silbersee,

gebracht“

Angler

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