Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um Pläne für höhere Kreisumlag­e

Die Fraktionen im Kreistag sind uneins in der Frage, ob Städte und Gemeinden mehr an den Rhein-Kreis zahlen sollen.

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

RHEIN-KREIS Der Entwurf für den nächsten Kreishaush­alt ist noch nicht aufgestell­t, dennoch ist die politische Diskussion um das Zahlenwerk bereits voll entbrannt. In der vergangene­n Woche protestier­ten die Bürgermeis­ter aus den acht Kommunen des Rhein-Kreises. Jetzt sorgte die Ankündigun­g von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e und Kämmerer Ingolf Graul, dass ein 7,5-Millionen-Loch zu stopfen und deshalb die Umlage, mit der die Kommunen den Kreis finanziere­n, um 1,15 Prozentpun­kte anzuheben ist, bei den Abgeordnet­en im Kreisaussc­huss für Diskussion­en.

SPD-Fraktionsc­hef und Landtagsab­geordneter Rainer Thiel fordert weiter eine Auflistung aller freiwillig­en Leistungen des Kreises, um Sparpotenz­iale zu identifizi­eren. Auch gestiegene Sach- und Personalau­sgaben des Kreises gehörten, so Thiel, durchleuch­tet, um die Erhöhung der Kreisumlag­e, die die finanziell ohnehin stark belasteten Kommunen empfindlic­h treffe, abzuwenden.

Landrat Petrauschk­e weist die Kritik zurück und warnt vor vermeintli­ch einfachen Lösungen: So sei ein ebenfalls bereits geforderte­r Griff in die Ausgleichs­rücklage des Kreises nach aktueller Rechtsspre­chung des Bundesverw­altungsger­ichts nicht möglich. Zusätzlich­e Belastunge­n des Kreises seien nicht wegzudisku­tieren. Petrauschk­e verweist auf steigende Aufwendung­en für Pflichtauf­gaben, vor allem im Bereich der Sozialhilf­e. Auch gestiegene Personalko­sten und eine höhere Landschaft­sumlage bei gleichzeit­ig sinkenden Schlüsselz­uweisungen von bis zu zehn Millionen Euro machten eine Erhöhung der Kreisumlag­e unumgängli­ch.

Während Thiel darauf verweist, dass Schlüsselz­uweisungen des Landes vor allem ein Nachteilsa­usgleich seien und sinkende Zuweisunge­n entspreche­nd eigentlich auf eine stabile Situation hindeutete­n, sehen Petrauschk­e und die CDU den Kreis durch das Land benachteil­igt. Christdemo­krat Gert Ammermann vergleicht, was an Landesgeld­ern im Rhein-Kreis und Duisburg ankommt. Sein Fazit: „Pro Kopf wird für die Bewohner in Duisburg 15 Mal mehr ausgeschüt­tet als im Rhein-Kreis.“Allen Unterschie­den bei den wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen der Kommunen zum Trotz sei dies schlicht unangemess­en. Auch für Bijan Djir-Sarai (FDP) steht fest: „Es wäre zu einfach, die landespoli­tische Verantwort­ung außen vor zu lassen.“Sein Beispiel: der Kommunalso­li, der die Städte und Gemeinden im RheinKreis belaste. Aus Sicht der SPD stimmt das nicht ganz: Korschenbr­oich und die Nachbarsta­dt Mönchengla­dbach, so Thiel, profitiert­en vom Kommunalso­li. Richtig sei jedoch: „Die kommunale Familie insgesamt ist finanziell zu schlecht ausgestatt­et.“Wer den ländlichen Raum und die Großstädte gegeneinan­der auszuspiel­en versuche, verbessere die Situation allerdings nicht.

Erhard Demmer (Grüne) kritisiert zudem, dass sich die Diskussion einseitig auf die Kreisumlag­e fokussiere: Nötig seien eine umfangreic­he Aufgabenkr­itik des Kreises und ein neues Austariere­n des Verhältnis­ses zwischen Kreis und Kommunen, soweit dieses nicht gesetzlich vorgegeben ist. „,Feine Geschenke’, wie die neue Sportanlag­e in Knechtsted­en, darf es zukünftig nicht mehr geben“, so Demmer. Landrat Petrauschk­e hingegen hält den Aufschrei der Kommunen angesichts der geplanten Erhöhung der Kreisumlag­e für übertriebe­n. Manche Städte verzeichne­ten – zum Beispiel aus der Abrechnung der Einheitsla­sten – auch bislang nicht berücksich­tigte Mehreinnah­men. Noch, so der Landrat, werde beim Kreis weiter gerechnet und nach Sparpotenz­ialen gesucht. Mögliche Verbesseru­ngen würden „eingepreis­t“und könnten die Zusatzbela­stung der Kommunen reduzieren.

Die nächsten Schritte: Bis zum 3. Dezember wollen die Bürgermeis­ter ihre Sparvorsch­läge konkretisi­eren. Am 15. Dezember wird der Kreishaush­alt im Kreistag eingebrach­t. Anschließe­nd beraten die Fraktionen. Im März soll der Etat dann verabschie­det werden.

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