Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ratssitzun­g der großen Entscheidu­ngen

Der Prolog der Tour de France 2017, die Neuaufstel­lung des Stadtmarke­tings, die Erhöhung der Parkgebühr­en und das Ende des Bücherbuss­es – selten standen so viele Themen zur Entscheidu­ng.

- VON DENISA RICHTERS

So spannend und vielfältig wie heute ist eine Sitzung des Düsseldorf­er Stadtrats selten. Der dramaturgi­sche Höhepunkt steht auf der Tagesordnu­ng unter Punkt 15. Dann geht es darum, ob der „Grand Départ“der Tour de France, Auftakt des berühmtest­en Radrennens der Welt, 2017 in Düsseldorf ausgetrage­n wird. Kaum ein Thema wurde in den vergangene­n Wochen so intensiv und kontrovers diskutiert.

Dabei dreht sich alles um die Kosten, die der Stadt dadurch entstehen: um die 6,2Millionen Euro dürften es nach einer Studie von Deloitte am Ende sein. Dem stehen, so die Gutachter, Effekte für Hotellerie und Gastronomi­e von 57 Millionen und ein Media-Wert von 30 Millionen Euro gegenüber. Kritiker zweifeln die Rechnung an. CDU, FDP und Linke sind gegen den Tour-Prolog, SPD, Grüne, Freie Wähler/Tierschutz­partei, Piratenpar­tei und AfD dafür, damit steht es 41:41. Ob es doch zu einer hauchdünne­n Mehrheit kommt, hängt vom Republikan­er ab – oder von Abweichler­n in der gegnerisch­en Front bei geheimer Abstimmung.

Beide Seiten warben gestern noch in ihrem Sinne: Der Ex-Radrennfah­rer Sven Teutenberg, der bei der ersten Bewerbung beteiligt war, postete auf der Seite der Sportstadt Düsseldorf den Wert der aktuellen Berichters­tattung über die Tour-Debatte. Demnach wurde im Oktober mit 574 Artikeln ein Werbewert von knapp 571.000 Euro für die Stadt erzielt. Teutenberg macht auch klar, dass die Route so geführt wird, dass der Einzelhand­el bei dem Dreitages-Event nicht eingeschrä­nkt wird. Die CDU hingegen bleibt hart und glaubt nicht an Abtrünnige in den eigenen Reihen. „Selbst Hamburg oder London kriegen das nicht gestemmt“, so Fraktionsc­hef Gutt. Das passe nicht in eine Haushaltss­ituation, in der bei Grünpflege, Spielplätz­en und sogar dem Bücherbus für die Stadtteile gespart werde.

Das Aus für den Bücherbus ist der nächste Punkt auf der Tageordnun­g. Um 254.700 Euro zu sparen, soll der Bus, der zu festen Uhrzeiten Stationen in der ganzen Stadt anfährt, gestrichen werden. Der Protest in den Stadtteile­n ist groß. „Wenn sogar das hoch verschulde­te Duisburg sich einen Bücherbus leisten kann, muss das in Düsseldorf doch auch möglich sein“, sagt Bürgermeis­ter Friedrich Conzen (CDU).

Ein Aufreger ist auch die geplante Erhöhung der Parkgebühr­en um einen Euro stadtweit. Die Ampel-Politiker tragen den Vorschlag der Stadtverwa­ltung, der vier Millionen Euro Mehreinnah­men bringen soll, mit. Die CDU macht einen Alternativ­vorschlag: In der innenstadt­nahen Zone gibt es keine Erhöhung, in der Zone 3 werden die Parkgebühr­en ganz gestrichen, um Stadtteilz­entren zu stärken. Im Gegenzug wird die gebührenpf­lichtige Zeit in der Altstadt und an der Königsalle­e bis 23 Uhr verlängert. „Dort gibt es genügend Alternativ­en in Tiefgarage­n und Parkhäuser­n“, sagt Verkehrsex­perte Andreas Hartnigk.

Ebenfalls kontrovers diskutiert: die geplante Neuaufstel­lung des Stadtmarke­tings. Während die Ampel-Kooperatio­n einig ist, sorgt der Plan von Rathaus-Chef Thomas Geisel, die Gesellscha­fter aus der zuständige­n DMT herauszuka­ufen, für Unmut – bei den Gesellscha­ftern (u.a. die Kammern, Einzelhand­elsverband) wie bei der CDU. „Da wird ohne Grund Porzellan zerschlage­n“, sagt Gutt. Zudem sei offen, wie Geisel den Kauf, so er zustande komme, finanziere­n wolle.

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Oberbürger­meister Thomas Geisel wird heute mit gemischten Gefühlen in den Plenarsaal gehen (hier das Foto einer früheren Sitzung). Bei der Abstimmung über den Prolog der Tour de France gibt es keine klare Mehrheit.
FOTO: ANDREAS ENDERMANN Oberbürger­meister Thomas Geisel wird heute mit gemischten Gefühlen in den Plenarsaal gehen (hier das Foto einer früheren Sitzung). Bei der Abstimmung über den Prolog der Tour de France gibt es keine klare Mehrheit.

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