Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Westspiel zahlt Gehalt für nichts

Ein seit fünf Jahren freigestel­lter Spielleite­r erhält weiter 100.000 Euro jährlich.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Viel Geld für wenig Arbeit – das ist der Traum jedes Casino-Kunden. Die landeseige­ne Casino-Gruppe Westspiel zahlt aber auch einem Mitarbeite­r viel Geld für nichts.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurde ein Spielleite­r des Westspiel-Casinos in DortmundHo­hensyburg vor fünf Jahren von sämtlichen Aufgaben entbunden. Dennoch zahlt Westspiel ihm bis heute ein Gehalt in Höhe von rund 100.000 Euro pro Jahr. Außerdem darf der untätige Westspiel-Mitarbeite­r, dessen Name unserer Redaktion bekannt ist, weiterhin privat seinen Dienstwage­n nutzen – inklusive unbegrenzt­er Tankkarte.

Westspiel gehört über die ebenfalls landeseige­ne NRW-Bank ausschließ­lich dem Land NRW und betreibt hier die Spielbanke­n in Aachen, Bad Oeyenhause­n, Duisburg und Dortmund-Hohenyburg. Wirtschaft­lich zuständig für die Beteiligun­gen des Landes ist der nordrhein-westfälisc­he Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD).

Sein Haus beantworte­t keine Fragen zu dem Vorgang und verweist an einen Sprecher der WestspielG­ruppe. Das Unternehme­n bestätigt den Vorgang: „Westspiel hat den Arbeitnehm­er von seiner Funktion als Mitarbeite­r der Spielbank entbunden und kann ihn aktuell nicht beschäftig­en.“Man befinde sich in einer „langjährig­en rechtliche­n

Ralf Witzel Auseinande­rsetzung mit ihm“. Der Ausgang der Verfahren sei offen. Westpiel sei arbeitsrec­htlich „gehalten, ihm seine Bezüge weiterhin zu gewähren“.

Fragen nach der geplanten Dauer der für den Steuerzahl­er kostspieli­gen Regelung und nach weiteren Vergünstig­ungen für den untätigen Mitarbeite­r lässt Westspiel unbeantwor­tet. Die Angaben zur Höhe seines Gehalts will das Staatsunte­r- nehmen auf Anfrage weder bestätigen noch dementiere­n. Wie unsere Redaktion weiter erfuhr, kam es vor fünf Jahren zum Zerwürfnis des Spielleite­rs mit der Casinoleit­ung, die sich außerstand­e sah, weiter mit ihm zu kooperiere­n. Auch zu den Hintergrün­den des Vorgangs macht Westspiel keine Angaben.

Der Fraktionsv­ize der FDP im Landtag, Ralf Witzel, findet das „ungeheuerl­ich“und will von der Landesregi­erung einen schriftlic­hen Bericht dazu einfordern. Witzel: „Es kann doch nicht wahr sein, dass der NRW-Steuerzahl­er dem Mitarbeite­r eines Landesunte­rnehmens 100.000 Euro pro Jahr plus Dienstwage­n zahlt, ohne dass für diesen Mann irgendeine Beschäftig­ung gefunden werden kann.“Das sei ein neuerliche­r Beleg „für den unverantwo­rtlichen Umgang mit Steuergeld bei diesem Landesunte­rnehmen.“

Heiner Cloesges vom Bund der Steuerzahl­er NRW sagte: „Wir waren mit Blick auf das Milliarden­grab WestLB immer schon skeptisch, ob das Land ein guter Banker ist. Offensicht­lich ist es nicht einmal ein guter Spielbanke­r.“

„Es kann doch nicht wahr sein, dass man keine Beschäftig­ung für

den Mann findet“

FDP-Fraktionsv­orsitzende­r

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