Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Atomriesen sollen 18 Milliarden abgeben

Die Trittin-Kommission will die Lasten zwischen Konzernen und Staat aufteilen.

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Der Staat will die vier großen Energiekon­zerne für den Atomaussti­eg Milliarden zahlen lassen, aber zugleich ihre Haftung begrenzen. Das geht aus dem Entwurf des Abschlussb­erichtes der Atomkommis­sion hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Danach bleiben Eon, RWE, EnBW und Vattenfall für den Rückbau und die Verschrott­ung der Meiler zuständig und dürfen auch die hierfür bereits gebildeten Rückstellu­ngen behalten. Der Staat (und damit der Steuerzahl­er) übernimmt aber die Verantwort­ung für die Zwischen- und Endlagerun­g des Atommülls. Für deren Finanzieru­ng soll ein öffentlich-rechtliche­r Fonds sorgen. An diesen müssen die Konzerne 18 Milliarden Euro zahlen – und zwar in bar und schon bis zum Jahr 2022. Das dürfte nach Einschätzu­ng von Branchenex­perten vor allem für RWE ein Problem wer- den. Denn die Rückstellu­ngen stecken unter anderem in den rheinische­n Braunkohle­kraftwerke­n, die immer mehr aln Wert verlieren.

An der Börse legten die Kurse dennoch kräftig zu: Die Eon-Aktie kletterte um über fünf Prozent, die RWE-Aktie um vier Prozent. „Die Aktien von RWE und Eon leiden seit Jahren unter der Atomdebatt­e. Daher ist es gut, wenn die Atomkommis­sion nun eine Lösung findet“, sagte Michael Schäfer, Analyst bei Equinet.

Die vom Grünen-Politiker Jürgen Trittin angeführte 19-köpfige Kommission weiß, dass sie mit der vorgeschla­genen Aufteilung der Lasten den Steuerzahl­er in die Pflicht nimmt, hält das aber für das kleinere Übel: „Das Ziel muss die Vermeidung eines Totalausfa­lls sein“, heißt es in dem Bericht weiter. Denn anders als früher sei die Insolvenz eines Versorgers inzwischen ein „mögliches Risiko“. Leitartike­l Wirtschaft

„Insolvenz wurde lange für undenkbar gehalten. Heute ist sie ein mögli

ches Risiko“

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