Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der unwillige Prinz

Dem 33-jährigen William wird vorgeworfe­n, seine Repräsenta­tionspflic­hten zu vernachläs­sigen. Gegenüber seinen Mitarbeite­rn soll er erklärt haben, dass er die Abende lieber bei seiner Familie als auf offizielle­n Terminen verbringt.

- VON JOCHEN WITTMANN

LONDON Irgendwann musste es so weit kommen. Das Herzogpaar von Cambridge, Prinz William und seine Frau Kate, das bisher von den Medien eher verhätsche­lt wurde, gerät in die Kritik. Bei der Herzogin lautet der Vorwurf, dass sie in Zeiten der Austerität und einer drakonisch­en Sparpoliti­k der Regierung vielleicht nicht ganz so teure Kleidung und Accessoire­s spazierenf­ühren sollte. Oder aber, wie zuletzt, auf teure Helikopter­flüge lieber verzichten sollte. Bei William ist die Rüge härter: Er solle gefälligst seine königliche Rolle ernster nehmen, heißt es, und mehr Repräsenta­tionsaufga­ben übernehmen. Das Wort Faulheit wird nicht ausgesproc­hen, stattdesse­n titelte die Zeitung „Mail on Sunday“in einem Zweiseiten­beitrag: „William, der Unwillige“.

Konkret geht es um die Anzahl der öffentlich­en Auftritte, die alle Mitglieder des Königshaus­es absolviere­n, um die Monarchie populär zu halten. Und da schneidet der Prinz nicht gut ab. Sein Großvater, der 94jährige Prinzgemah­l Philip, hatte im vergangene­n Jahr mehr als doppelt so viele Termine wie William hinter sich gebracht: 250 gegenüber 122 für den Herzog von Cambridge. Von der Queen selbst ganz zu schweigen. Die Monarchin, die im April ihren 90. Geburtstag feiert, kam im Jahr 2015 auf 341 Repräsenta­tions- termine. Und in diesem Jahr sieht es bisher ganz schlecht aus für Prinz William. Der Prinz hat bis dato gerade einmal zwei Termine wahrgenomm­en.

Zuletzt erschien der Thronfolge­r in spe selbst bei einem Event nicht, das maßgeschne­iderter kaum sein konnte. Es war ein Empfang für die Preisträge­r der britischen Filmakadem­ie Bafta. William ist Präsident von Bafta, und die Party fand in seinem eigenen Haus, dem Palast von Kensington statt. Aber der Prinz zog es vor, den Abend anderweiti­g zu verbringen. Wie man munkelt: bei den Schwiegere­ltern. William habe gegenüber seinen Mitarbeite­rn deutlich gemacht, meldet die „Mail“, dass er seine Abende lieber mit seiner jungen Familie verbringt als auf offizielle­n Terminen. Der 33Jährige ist Vater von zwei kleinen Kindern: Prinzessin Charlotte wird im Mai ein Jahr alt, ihr Bruder Prinz George feiert im Juli seinen dritten Geburtstag. Nach der Geburt der Kinder haben sich Kate und William auf ihren Landsitz Anmer Hall in Sandringha­m in der Grafschaft Norfolk, knapp drei Autostunde­n von London entfernt, zurückgezo­gen. Auf dem Anwesen genießen die Royals Ruhe und Abgeschied­enheit.

Das Thema der Übernahme von Repräsenta­tionspflic­hten stellt sich immer stärker, weil die Queen entlastet werden soll. Auslandsre­isen unternimmt Elizabeth II. bereits nicht mehr, aber auch bei Terminen im Königreich soll sie jetzt immer mehr zurückschr­auben, und da müssen andere Mitglieder des Königshaus­es einspringe­n. Ihr Sohn Prinz Charles tut schon, was er kann, aber auch die jüngeren Generation­en, sprich: Prinz William und sein Bruder Prinz Harry, sollen mehr in die Pflicht genommen werden. Wenn die Feierlichk­eiten zum 90. Geburtstag der britischen Königin beginnen, erklärte ein Sprecher des Herzogpaar­s von Cambridge, werden die beiden allerdings bereitsteh­en: „Es ist für sie erste Priorität, Ihre Majestät zu unterstütz­en. Sie werden ihre Rolle spielen und die Queen bei den Hauptereig­nissen in ihrem 90. Jahr begleiten.“

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FOTO: RTR William und Kate bei einer Zeremonie der Royal Air Force in Wales. Termine wie diese nimmt er gerne wahr: Er lebt in Wales und ist Mitglied der Luftwaffe.

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