Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sylt wächst – bröckelt aber an der Südspitze

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HÖRNUM (dpa) An der Westküste der Insel Sylt hat der staatliche Küstenschu­tz die Vordünen seit 1990 vergrößern können. Aufspülung­en binden mehr als drei Millionen Kubikmeter Sand in bis zu 30 Meter breiten, vorgelager­ten Dünen, wo ihn etwa Gräser und Zäune festhalten, wie Johannes Oelerich, Direktor des Landesbetr­iebs für Küstenschu­tz, Nationalpa­rk und Meeresschu­tz (LKN), sagt. Das ist mehr als das Volumen der Cheops-Pyramide. Sylt wächst.

Den Großteil der mehr als eine Million Kubikmeter Sand, den Schiffe jedes Jahr vom Meeresbode­n vor der Insel aufsaugen und anspülen, holen sich Sturmflute­n wieder zurück. Von einem Sandwunder könne daher keine Rede sein, sagt Oelerich. „Damit verfügt die Insel über einen Sandpuffer, der für schwere Stürme auch gebraucht wird.“Pro Jahr kosten die Aufspülung­en sieben Millionen Euro.

Zugleich schrumpft Sylts Südspitze stark. Vor 30 Jahren brauchte man etwa drei Stunden, um die Hörnu- mer Odde, eine Dünen- und Heidelands­chaft an der Südspitze der Insel , zu umrunden – heute dauert es nur eine Stunde. Diesen Winter haben die Stürme „Heini“und „Iwan“an Sylt genagt. Im November verschwand­en an der Südspitze Düne und Strand auf 850 Metern Länge und bis zu 60 Metern Breite. 2,2 Hektar Land fielen den Wellen zum Opfer, dreimal so viel Fläche wie der Kölner Dom einnimmt. Bis Februar riss das Meer an der Odde fast einen weiteren Hektar weg.

Die Erosionen gehören nach Einschätzu­ng des Landesbetr­iebs für Küstenschu­tz, Nationalpa­rk und Meeresschu­tz zur Anpassung der Morphologi­e dazu. Die Südspitze verlagert sich seit mehreren Jahren mit der Strömung gen Osten, und die Landzunge bleibt – auch wegen ihres Status als Naturschut­zgebiet – Wind und Wellen ausgesetzt. Schutzmaßn­ahmen ziehen aber auch Zerstörung nach sich: Südlich des mit Betonkolos­sen geschützte­n 1000-Seelen-Örtchens Hörnum zerfällt Sylt besonders schnell.

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