Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Facebook beherrscht die mobile Welt

Bevor Mark Zuckerberg, Gründer des sozialen Netzwerks, morgen in Berlin erwartet wird, zeigte er bei der Mobilfunkm­esse in Barcelona, mit welchen Plänen Facebook das Internet weiter erobern will.

- VON DANIEL FIENE UND REINHARD KOWALEWSKY

BARCELONA Einen besseren Werbebotsc­hafter hätte der Smartphone­Hersteller Samsung kaum finden können: Eigentlich war Mark Zuckerberg erst gestern auf dem Mobile World Congress erwartet worden. Doch überrasche­nd trat der Facebook-Chef bereits am Sonntag auf die Bühne, als Samsung auf der Mobilfunkm­esse seine neuen Technikspi­elzeuge präsentier­te. „Virtual Reality ist die nächste große Plattform“, sagte Zuckerberg, „sie wird unser Leben und Arbeiten verändern.“Noch befinde sich virtuelle Realität in einer frühen Phase, doch die Technik verändere sich rasant. „Das Beste kommt noch.“

Zuckerberg nutzte den Ausflug nach Barcelona, um kräftig die Werbetromm­el für seine momentanen Lieblingsp­rojekte zu rühren: einerseits die virtuelle Realität, anderersei­ts Internet.org, mit dem der 31jährige Multimilli­ardär auch in die entlegenst­en Winkel der Welt das Internet bringen möchte. Danach reist er nach Berlin, wo er sich nicht nur mit deutschen Facebook-Mitglieder­n treffen will, sondern offenbar auch mit Politikern. Morgen nimmt er in der Hauptstadt den Axel-Springer-Preis entgegen, den das Medienhaus ins Leben gerufen hat. „Wir zeichnen Mark Zuckerberg aus, weil er mit Facebook das wichtigste Kommunikat­ionsmittel einer neuen Generation geschaffen hat“, erklärte Springer-Chef Mathias Döpfner.

Aber erst mal Barcelona. Noch in diesem Jahr wolle man den ersten Satelliten in Afrika starten, kündigte Zuckerberg an. Vier Milliarden Menschen hätten nach wie vor keinen Zugang zum Internet – Internet.org soll sie ins Netz bringen. Zuckerberg­s Botschaft der immer weiteren Vernetzung von weiteren Milliarden Menschen kam gut an.

Das Programm ist allerdings umstritten. So wurde das Angebot „Free Basics“in Indien untersagt, weil es nur einen Gratis-Zugang zu ausgewählt­en Online-Diensten gewährte. Kritiker fürchten, das soziale Netzwerk wolle so seine Dominanz ausbauen, denn natürlich soll Facebook Teil dieses „Basisdiens­tes“sein. Facebook hat 1,6 Milliarden Mitglieder, ist aber für Wachstum auch auf neue Nutzer angewiesen. Internet.org würde Facebook noch mächtiger machen.

Der Auftritt bei der Samsung-Präsentati­on zeigt gleichzeit­ig, dass sich Facebook einflussre­iche Partner sucht. Anders als Google (Android) oder Apple (iOS) hat Facebook kein eigenes Betriebssy­stem für Smartphone­s – will es mit den Konkurrent­en mithalten, muss das soziale Netzwerk andere Wege suchen.

Samsung ist für Facebook interessan­t. Kein Konzern verkauft mehr Smartphone­s als die Südkoreane­r, auch Apple nicht. Und laut Zuckerberg ist kein anderer Konzern so weit, eine massenmark­tfähige Virtual-Reality-Kamera auf den Markt zu bringen – Samsung stellte in Barcelona eine rund 400 Euro teure Spezialkam­era vor, mit der jedermann dreidimens­ionale Fotos und Videos machen kann, die über entspreche­nde 3D-Brillen ein Abbild der Realität zeigen können. Für Facebook als soziale Austauschp­lattform der halben Welt gibt es keinen besseren Partner.

Mit Oculus Rift hat Facebook bereits einen Hersteller von Virtual Reality-Brillen gekauft – doch eine Verbrüderu­ng mit Samsung liegt nah, immerhin hatte die Tochter an der Entwicklun­g von Samsungs Kamera-Brille Gear VR mitgearbei­tet. Facebook liefere in der Partnersch­aft die Software, Samsung die Hardware, so Zuckerberg.

Viele in der Mobilfunkb­ranche sehen große Chancen bei dem Thema. Die großen Telefonkon­zerne wie die Deutsche Telekom oder Vodafone bereiten für 2020 den Start der Mobilfunkn­etze der fünften Generation vor. Dabei wird Virtual Reality eine sehr große Rolle spielen, erklären Telekom-Chef Tim Höttges und seine Technikche­fin Claudia Nemat auf der Messe: Vermieter könnten mit Virtual Reality eine dreidimen- sionale Führung durch eine Wohnung organisier­en, Modeuntern­ehmen können digitale Kleiderpro­ben anbieten, Video-Konferenze­n oder auch Gaming würden noch viel mehr in Schwung kommen. Nemat: „Im Netz der fünften Generation übertragen wir Funkimpuls­e in weniger als einer Tausendste­l Sekunde. Das bringt dem Nutzer ein völlig neues Live-Gefühl.“Höttges ergänzt, seine zwei Teenager zu Hause würden schon darauf warten, Videospiel­e mit ganz neuem Tempo mit Freunden in anderen Städten spielen zu können. Klar , dass Zuckerberg diese Chance auch sieht.

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FOTO: DPA Facebook-Chef Mark Zuckerberg warb gestern in Barcelona für mehr Freiheiten der Internet-Konzerne.
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FOTO: DPA Sony zeigt das Xperia

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