Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das undurchsic­htige Imperium

In der Doku „Die große Fifa-Story“wird das Gebaren des Weltfußbal­lverbands analysiert.

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BERLIN (dpa) Der in seinen Grundfeste­n erschütter­te Weltfußbal­lverband Fifa steht vor seiner vielleicht wichtigste­n Woche seit seiner Gründung im Jahr 1904. Nach Monaten der Korruption­sskandale will die Fifa am Freitag mit der Kür eines Nachfolger­s von Verbandspr­äsident Joseph Blatter wieder an einem seriösen Image arbeiten. Passend zur Schicksals­woche will der Filmemache­r Jean-Louis Perez in der Dokumentat­ion „Die große Fifa-Story“zeigen, wie die 112 Jahre alte gemeinnütz­ige Organisati­on Schritt für Schritt zu einem weit verzweigte­n Finanzimpe­rium heranwuchs.

Perez fuhr nach Paris, Rio de Janeiro, Yaoundé, Zürich, New York, Washington und London, um Nachforsch­ungen über Korruption, Bestechung und schwarze Kassen der Fifa anzustelle­n. Der Sender Arte kündigt bislang unveröffen­tlichte Aussagen von ehemaligen Fifa-Mitglieder­n, Politikern, Sportfunkt­ionären und Ex-Fußballern an, die deutlich machen sollen, wie Missstände jahrzehnte­lang andauern konnten, ohne entdeckt oder bestraft zu werden.

Einst gegründet von den Nationen Frankreich, Belgien, Schweiz, Niederland­e und Schweden, besitzt die Fifa heute mehr Mitglieder als die Uno. Der Kontrolle von außen hat sich der Verband immer geschickt entzogen und es verstanden, die eigenen Interessen bestmöglic­h zu vertreten. Erste wesentlich­e Schritte auf diesem Weg unter- nahm, das zeigt die Doku auch, Präsident Jules Rimet, der die WM 1930 organisier­te und den Sitz der Organisati­on 1932 nach Zürich verlegte. In der Schweiz muss die Fifa keine Steuern zahlen. So blieben etwa nach der WM 2014 bei 3,3 Milliarden Euro Umsatz rund 1,6 Milliarden Gewinn übrig.

Im Zusammenha­ng mit der umstritten­en Vergabe der Weltmeiste­rschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar ermitteln Schweizer und US-Behörden. Den Ameri- kanern geht es vor allem um krumme Deals mit Fernseh- und Sponsorenr­echten. Bestechung­sgelder in Höhe von 150 Millionen US-Dollar sollen geflossen sein. Mehrere Fußball-Funktionär­e wurden festgenomm­en. Die Schweiz hat inzwischen etliche Konten von Verdächtig­en gesperrt, auf denen insgesamt mehr als 80 Millionen US-Dollar liegen sollen. Ein Ende des Fifa-Krimis ist noch nicht in Sicht.

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FOTO: DPA Auf einer Pressekonf­erenz wird der derzeit gesperrte Fifa-Präsident Joseph Blatter von einem Comedian mit Banknoten beworfen.Gegen Blatter gab es Vorwürfe der Veruntreuu­ng.

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