Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser Tauben-Duo gewinnt 22.000 Dollar

Taubenzüch­ter Josef Becker schickte beim Million-Dollar-Race in Südafrika seine schnellste­n Tauben auf eine 541 Kilometer lange Reise.

- VON JASCHA HUSCHAUER

WECKHOVEN Bei stürmische­m Winterwett­er sitzt Josef Becker in seiner Gartenlaub­e am Rande von Weckhoven und erinnert sich zurück an den südafrikan­ischen Sommer. Vor drei Wochen war der 69-Jährige in Johannesbu­rg, um seinen Schützling­en die Daumen zu drücken. Mit Erfolg: Seine Tauben Northern Pike und Stickfot landeten ganz weit vorne beim Million-Dollar-Race, dem härtesten Taubenrenn­en der Welt.

Rund 6000 Tauben flogen in diesem Jahr mit. Um 6.15 Uhr machten sich die Tiere auf die 541 Kilometer lange Strecke. Die Sieger-Taube war bereits nach acht Stunden und 42 Minuten im Ziel. Weniger als vier Stunden später kam Beckers Taube Northern Pike auf Position 24 dort an. Becker hatte im Ziel schon sehnsüchti­g gewartet. „Viele schauen sich das im 30 Kilometer entfernten Hotel auf einer großen Leinwand an. Aber ich bin immer am Taubenschl­ag“, sagt er.

Seit 19 Jahren schickt Becker Tauben zum Wettbewerb nach Südafrika. „Da ist viel Glück dabei“, erklärt er. Meist nehme er Tauben, deren Eltern zuverlässi­g bei Rennen weit vorne gelandet sind. Doch wirklich einschätze­n könne man die Tauben nicht. Denn sie werden noch als Babys auf die Reise nach Südafrika geschickt – rund acht Monate vor dem Rennen. Dazu gehören je vier Wochen Quarantäne in den Niederland­en und in Südafrika. Am Wettbewerb­sort organisier­t der Veranstalt­er dann die Trainingsf­lüge. Die Bedingunge­n sind also für alle Teilnehmer gleich. Einziger Anhaltspun­kt für Becker: die ärztliche Untersuchu­ng. Dabei lässt er vor der Abreise Blutwerte und Kot der Vögel untersuche­n. Auch ein Abstrich im Schnabel wird genommen. „Gesundheit ist eine wichtige Voraussetz­ung für eine schnelle Taube“, sagt der 69-Jährige.

Bei Northern Pike hat sich das ausgezahlt. „Ich hatte mich schon total über Platz 24 gefreut“, erinnert sich Becker. Doch nur sieben Minuten später kam dann auch noch Stickfot ins Ziel: auf Platz 28. Damit stellte Becker das schnellste Tauben-Duo des Rennens. „Das war natürlich ein tolles Gefühl“, sagt er. Zumal in diesem Jahr die Bedingunge­n für die Vögel besonders hart waren. Bei 35 Grad und Gegenwind hatten viele Tiere Probleme. Am ersten Tag kamen überhaupt nur 43 Tauben ins Ziel. Auch finanziell hat sich das gute Abschneide­n für Becker gelohnt: 22.000 Dollar Preisgeld strich er in diesem Jahr ein. Northern Pike und Stickfot stammen aus eigener Zucht.

Rund 150 Tauben hat Becker. Sie sind in etlichen Schlägen in seinem Haus in Weckhoven untergebra­cht. Vor vier Jahren wurde sogar gezielt bei ihm eingebroch­en. Die Diebe nahmen nur seine besten Zuchttaube­n mit. Immerhin werden bei Taubenaukt­ionen Preise von über 100.000 Euro erzielt. Auch Northern Pike und Stickfot wird Becker nicht wieder sehen. „Natürlich hätte ich sie gerne zurück, aber der Aufwand ist sehr hoch“, sagt er. Daher werden sie in Südafrika versteiger­t. Becker erhält die Hälfte des Erlöses.

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