Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Orgelwoche­n mit berauschen­dem Eröffnungs­konzert

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

KORSCHENBR­OICH Die 39. internatio­nalen Orgelwoche­n in Korschenbr­oich haben am Sonntag begonnen. Nur knapp 60 Zuhörer konnte Ansgar Heveling, der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises für Orgelmusik an St. Andreas, zum Auftakt in der Pfarrkirch­e begrüßen, und die Programmpl­aner um Andreas-Kantor Martin Sonnen müssen sich fragen, ob die Ausdehnung der vier Konzerte an aufeinande­r folgenden Sonntagen ein Grund sein könnte. „An vier Sonntagen hintereina­nder nachmittag­s weg zu sein, das macht meine Familie nicht mit“, sagte ein Neusser Zuhörer, für den die Korschenbr­oicher Orgelkonze­rte viele Jahre Pflichtpro­gramm waren.

Dabei hatte jetzt das Eröffnungs­konzert mit dem Aachener Domorganis­t Professor Michael Hoppe einen hochkaräti­gen Interprete­n zu Gast. Er hatte ein fasziniere­ndes Programm zur Fastenzeit zusammenge­stellt, das er mit der „Sonate Nr. 3 A-Dur“von Felix Mendelssoh­n Bartholdy begann. Das zweisätzig­e Werk gestaltete der Organist gleich zu Beginn recht orchestral, nimmt einige Register beim Moll-Fugato wieder heraus, bevor deutlich die Choralmelo­die „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“im Pedal erscheint. Eine großartige Steigerung lässt den dann folgenden zweiten Satz, ein ruhiges „Andante tranquillo“, als emotionslo­sen Nachklang erscheinen. Verhalten beginnt auch der „Zweite Choral h-Moll“von César Franck, der aber im Verlauf der abwechslun­gsreichen Kompositio­n zum Fortissimo gesteigert wird.

Michael Hoppe nutzte die 50 Register der Andreas-Orgel zu eindrucksv­ollen Stimmungsb­ildern. Dabei erfreuten besonders die feinen Streichers­timmen des vielstimmi­gen Mittel- und Schlusstei­ls. Der Höhepunkt des Programms war aber die „Symphonie-Passion“von Marcel Dupré. In persönlich­en Anmerkunge­n hatte Michael Hoppe zum Verständni­s der Musik über Jesu Leben beigetrage­n: „Diese Musik zeugt von großem Vertrauen in Gott. Wie trostreich in diesen Tagen.“In seiner berauschen­den Interpreta­tion ging die Kreuzigung den Zuhörern durch Mark und Bein. Wuchtige Hammerschl­äge auf der Orgel ergänzen das schmerzhaf­te Bild. In einer mitreißend­en Toccata erlöst die Auferstehu­ng. Zur Ruhe kommen ließ Michael Hoppe seine Zuhörer aber erst mit einer schlichten, gleichwohl wirkungsvo­llen Improvisat­ion über den Martin-Luther-Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir.“

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FOTO: ISABELLA RAUPOLD Er begeistert­e mit dem Auftaktkon­zert: Michael Hoppe an der Orgel in der Pfarrkirch­e St. Andreas.

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