Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unternehme­r Hermann Behrendt fördert Flüchtling­e

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KORSCHENBR­OICH (-wi) Nuri Meziu (27) ist angekommen: Er lernt Deutsch und darf als Praktikant in einem Korschenbr­oicher Unternehme­n Berufserfa­hrung in der Stahlverar­beitung sammeln. „Ich bin sehr, sehr glücklich“, sagt Nuri Meziu. Er steht an der Werkbank und lässt dabei geschickt Stahlkappe für Stahlkappe durch seine Hände gleiten. Anerkennen­de Blicke gibt’s dafür von seinem Kollegen James Brown. Seit gut zwei Wochen sind sie ein Team. Zunächst hat Nuri Meziu einen Praktikums­vertrag bei der „aha Albert Haag GmbH“für zwei Monate. Wie es danach weiter gehen wird, ist noch völlig offen.

Nuri Meziu kommt aus Albanien. Die bittere Armut trieb ihn vor sechs Monaten aus seinem Heimatland. „Wir hatten nichts, auch nichts zu essen“, beschreibt er die drückende Not, die seine Familie – die Eltern und seine sieben Geschwiste­r – täglich quälte. Der 28-Jährige weiß, dass für ihn als sogenannte­r Wirtschaft­sflüchtlin­g die Chance, in Korschenbr­oich dauerhaft bleiben zu dürfen, relativ gering ist: „Ich hoffe aber weiter.“Und dabei ist ihm die Unterstütz­ung von aha-Geschäftsf­ührer Robert Eßer und die von Hermann Behrendt sicher.

Hermann Behrendt macht sich stark für die Flüchtling­e in Korschenbr­oich. Er ist einer von vielen Ehrenamtle­rn, die sich in ihrer Frei- zeit um die aktuell 709 Flüchtling­e im Stadtgebie­t kümmern. „Jeder wie er kann“, sagt der 74-Jährige. Während seine Frau Helga für eine dreiköpfig­e Familie aus dem Irak eine Patenschaf­t übernommen hat, unterricht­et er mit seinen Mitstreite­rinnen Schütz, Schäfer und Gregusch zweimal wöchentlic­h Deutsch in der Alten Schule Steinstraß­e.

„Die Sprache ist wichtig, aber auch eine Praktikums­bescheinig­ung.“Und mit diesem Wissen schreibt der promoviert­e Wirtschaft­sjurist örtliche Firmen an. Bei der Haag GmbH war er erfolgreic­h. Zurzeit steht er in Kontakt mit einem örtlichen Malerbetri­eb. „Ich regele alles im Vorfeld mit der Ausländerb­ehörde in Grevenbroi­ch“, versichert der Ruhestände­r. Schließlic­h ist Behrendt überzeugt: „Nur mit der Sprache, einer Wohnung und einer Festanstel­lung wird die Integratio­n gelingen.“Dabei ist er für die Unterstütz­ung der Kreisbehör­de dankbar.

Hermann Behrendt hat jetzt wieder Zeit – und die will er „vernünftig nutzen“. Er war bis Herbst noch einer der führenden Köpfe der AfD (Alternativ­e für Deutschlan­d) in Nordrhein-Westfalen. Beim Landespart­eitag in Essen stand der Korschenbr­oicher nicht mehr für einen Vorstandsp­osten zur Verfügung. Mehr noch, er erklärte gemeinsam mit Bernd Lucke seinen Austritt. Mit der rechtspopu­listischen Partei verbindet Hermann Behrendt nichts mehr. Den gewaltbere­iten Fremdenhas­s gegenüber Flüchtling­en, wie jetzt wieder am Wochenende, verurteilt Behrendt aufs Schärfste: „Es ist entsetzlic­h, was sich da in Sachsen abspielt.“Der Korschenbr­oicher fühlt sich in seinem Parteiaust­ritt und seinem ehrenamtli­chen Einsatz für Flüchtling­e einmal mehr bestätigt. Doch fremdschäm­en alleine reicht ihm nicht, und so besucht Behrendt Nuri Meziu in der Haag-Halle, schaut ihm über die Schulter und hört gerne, wie „fleißig, kompetent und lernwillig“sich sein Schützling anstellt.

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FOTO: ILG Er hofft auf eine bessere Zukunft: Nuri Meziu (l.) lebt im Hallenbad, lernt Deutsch bei Hermann Behrendt und versucht sich als Praktikant.

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