Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neues Heim für jugendlich­e Flüchtling­e

In ein ehemaliges Altenheim in Mörsenbroi­ch ziehen bis zu 70 unbegleite­te minderjähr­ige Asylbewerb­er ein.

- VON ARNE LIEB

Der Platzmange­l bei der Unterbring­ung von unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en soll in den kommenden Tagen beendet werden. Ab Freitag ziehen zunächst 55 männliche Jugendlich­e ab 14 Jahre in eine neue Einrichtun­g in Mörsenbroi­ch. Es handelt sich um ein ehemaliges Altenheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das die Stadt für fünf Jahre gemietet hat.

Die Jugendlich­en kommen aus dem Kinderhilf­ezentrum an der Eulerstraß­e, in dem seit September eine Turnhalle und ein Besprechun­gsraum zu Schlafsäle­n umfunktion­iert worden waren – die stark überbelegt­e Einrichtun­g war wegen diverser Vorfälle, unter anderem einer mutmaßlich­en Vergewalti­gung einer Zwölfjähri­gen im Januar, in die Schlagzeil­en geraten. Außerdem ziehen die Flüchtling­e aus dem Kinderspie­lhaus an der Dorotheens­traße aus.

Die neue Einrichtun­g ist die erste Anlaufstel­le für Flüchtling­e, die ohne Eltern unterwegs sind und vom Jugendamt in Obhut genommen werden – ihre Zahl hat sich in Düsseldorf erheblich gesteigert. Sie bleiben dort für bis zu acht Wochen. In dieser Zeit werden erste Amtsangele­genheiten erledigt, außerdem wird geklärt, in welcher Wohnform sie anschließe­nd leben sollen; die Möglichkei­ten reichen von Wohngruppe­n mit intensiver Betreuung bis zu einer eigenen Wohnung. Bis zum Erreichen der Volljährig­keit ist das Amt für die Flüchtling­e verantwort­lich, erst dann stellt sich auch die Frage, ob sie in Deutschlan­d bleiben dürfen. Das Kinderhilf­ezentrum – die eigentlich­e Inobhutnah­me-Stelle der Stadt – ist auch weiter für Flüchtling­e zuständig, soll allerdings vor allem Jungen unter 14 Jahren und Mädchen betreuen.

Sozialdeze­rnent Burkhard Hintzsche, Jugendamts­leiter Johannes Horn, und der DRK- sowie Gesundheit­sausschuss-Vorsitzend­e Olaf Lehne stellten die Räumlichke­iten gestern offiziell vor. Das 1972 eröffnete Altersheim wurde in den vergangene­n drei Monaten modernisie­rt. Es bietet Platz für sieben Wohngruppe­n mit jeweils bis zu zehn Jugendlich­en, die in Ein- und Zweibettzi­mmern wohnen. Jede Gruppe verfügt auch über eine Küche und einen Gemeinscha­ftsraum – die Verantwort­lichen wollen eine Enge wie in den vergangene­n Monaten vermeiden. Erstmals gibt es auch barrierefr­eie Wohnplätze. Mit der Jugendberu­fshilfe sollen die Jugendlich­en das Umfeld des Heims selbst gestalten.

Die Einrichtun­g wird von vier Trägern gemeinsam betrieben. Durch diese – nicht alltäglich­e – Zusammenar­beit will man unter anderem dem Mangel an Fachkräfte­n entgegentr­eten – gute Pädagogen sind derzeit schwer zu bekommen. Vorgesehen sind sieben Fachkräfte pro Wohngruppe, zudem zwei Honorarkrä­fte. Die Betreuer arbeiten im 24-Stunden-Dienst. Bis alle Stellen besetzt sind, schließen Mitarbeite­r des Amts die Lücken. Für die Einrichtun­g wird auch ein Wachdienst engagiert. Er soll darauf achten, dass nur die Bewohner Zugang erhalten.

Für den Jugendamts­leiter ist das neue Heim ein „Meilenstei­n“in der Versorgung von Flüchtling­en in der Stadt. Er will die Netzwerke von Sportverei­nen und Künstlern aktivieren, um zusätzlich­e Angebote für die Tagesgesta­ltung zu schaffen. „Wir holen Leute in die Einrichtun­g, die was machen“, sagt Johannes Horn.

Das 1972 eröffnete Altersheim­wurdeinden vergangene­n drei Monaten modernisie­rt.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sozialdeze­rnent Burkhard Hintzsche und Jugendamts­leiter Johannes Horn in der Küche einer Wohngruppe.

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