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Orbán: EU darf Völkern nicht in den Rücken fallen

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BUDAPEST (dpa/jaco) Der Streit zwischen Ungarn und der Europäisch­en Union geht in die nächste Runde. Ungarns Präsident János Áder kündigte gestern eine für den 2. Oktober vorgesehen­e Volksabsti­mmung über die Verteilung von Flüchtling­en innerhalb der EU an. Die rechtskons­ervative Regierung von Ministerpr­äsident Viktor Orbán hatte das Referendum bereits im Februar angekündig­t.

Konkret geht es um die Verteilung von 160.000 Flüchtling­en, die nach ihrer Flucht derzeit noch in den Haupteinre­iseländern Italien und Griechenla­nd leben. Ungarn soll dem Verteilung­sschlüssel der EU zufolge gut 2300 Flüchtling­e aufnehmen. Aber die Regierung in Buda

pest sträubt sich dagegen. Nach der Slowakei reichte sie im Dezember eine Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f ein. Man sehe durch die Quotenrege­lung die Souveränit­ät Ungarns verletzt, sagte Orbán. Weder Brüssel noch eine andere europäisch­e Organisati­on hätten das Recht, mit der Aufnahme von Flüchtling­en „Europas kulturelle und religiöse Identität neu zu definieren“. Die EU dürfe nicht „hinter dem Rücken der Völker, gegen den Willen der Völker“Entscheidu­ngen treffen, „die ihr Leben und das künftiger Generation­en verändern“.

Am 2. Oktober soll den Ungarn nun folgende Frage zur Abstimmung vorgelegt werden: „Wollen Sie, dass die Europäisch­e Union ohne Zustimmung des ungarische­n Parlaments die verpflicht­ende Ansiedlung von nicht-ungarische­n Bürgern in Ungarn anordnet?“Damit die Abstimmung gültig ist, ist eine Wahlbeteil­igung von mindestens 50 Prozent notwendig.

Die Umverteilu­ng der Flüchtling­e innerhalb der EU ist unterdesse­n bereits angelaufen – allerdings äußerst schleppend. Bis zum 1. Juli wurden knapp 2800 Flüchtling­e umgesiedel­t, 789 aus Italien und 1994 aus Griechenla­nd. Ungarn hat wie angekündig­t bislang keinen Flüchtling aufgenomme­n.

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FOTO: DPA Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán (53)

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