Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nasenfilte­r gegen Heuschnupf­en

Während alle anderen unbeschwer­t die Sonne genießen, beginnen bei Allergiker­n die Symptome: triefende Nase und juckende Augen. Jetzt soll ein spezieller Filter für die Nase Abhilfe schaffen. Ein Selbstvers­uch.

- VON HENNING BULKA

DÜSSELDORF Der Heuschnupf­en kommt bei mir jedes Jahr wieder. Vor allem Gräser- und Roggenpoll­en machen mir das Leben schwer. Ich habe schon viele Therapien ausprobier­t, angefangen bei der Hyposensib­ilisierung. Dabei werden dem Körper gezielt geringe Dosen des allergieau­slösenden Stoffes zugeführt, um ihn daran zu gewöhnen. Ob in Tropfenfor­m oder als Spritze – keines von beidem hat mir trotz jahrelange­r Therapie dauerhaft geholfen. Auch homöopathi­sche GlobuliKüg­elchen wollten den Heuschnupf­en nicht weniger werden lassen. Einzig Antihistam­inika als Tabletten konnten mir bisher helfen. Ich bin sogar einer der Glückliche­n, die davon nicht müde werden

Dann kam der Nasenfilte­r. Was der dänische Hersteller Rhinix mit seinen Filtern verspricht, klingt abenteuerl­ich, aber irgendwie auch logisch: Die Pollen sollen dank des schmetterl­ingsförmig­en Einsatzes gar nicht erst in die Nase gelangen. Der Filter wird wie eine Klammer in die Nase geschoben, dann sollen die daran befestigte­n Membranen die Luft filtern. Der Heuschnupf­en? Verschwund­en, so das Verspreche­n. In einer Studie seien bei mehr als der Hälfte der Probanden die Symp- tome komplett abgeklunge­n, und die Rhinix-Nasenfilte­r würden nach Studien sogar besser wirken als viele klassische Tabletten, betont der Hersteller. Aber stimmt das?

Eine Woche lang habe ich den Filter ausprobier­t und zunächst das Einsteiger-Set bestellt. 6,66 Euro kostet es und besteht aus drei Filtern in den Größen S, M und L. Ich habe eine ziemlich große Nase, also passt nur L. Davon bestellte ich mir zwölf Stück, für 29,57 Euro inklusive Versand. Jeder Filter kann einen Tag getragen werden, sagt Rhinix. Für eine Woche reicht das also. Tag 1 Das Einsetzen des Filters ist zunächst etwas seltsam und fühlt sich ungewohnt an. Vorher soll ich die Nase gründlich reinigen, nass soll sie allerdings auch nicht sein. Zum Glück war die Nacht einigermaß­en heuschnupf­enfrei, deshalb klappt das ganz gut. In der ersten Stunde muss ich zwei Mal niesen, aber das liegt wohl eher am Fremdkörpe­r in der Nase als an Pollen. Ansonsten spüre ich – erstaunlic­herweise – den ganzen Tag fast keine Symptome. Und das, obwohl der Hersteller empfiehlt, schon vor der Pollensais­on mit dem Tragen zu beginnen. Tag 2 Über Nacht habe ich den Filter herausgeno­mmen – auch wenn ich ihn laut Hersteller in der Nase hätte behalten können. Ein frischer muss so oder so morgens her. Diesmal kribbelt es noch mehr nach dem Einsetzen. Wieder ein paar Nieser. Aber ich kann annähernd frei atmen, der Heuschnupf­en scheint wie weggeblase­n, trotz Frühlingsw­iese. Tag 3 Ich merke: So ein Nasenfilte­r ist und bleibt ein Fremdkörpe­r. Der Druck auf die Nasenschei­dewand ist zwar nur minimal, über den Tag hinweg kribbelt und juckt es aber ab und zu. Ich muss den Filter deshalb kurz herausnehm­en und wieder einsetzen. So ganz hygienisch ist das nicht. Wenigstens muss ich nicht niesen. Tag 4 Da ist sie, die erste Frage. „Was hast du denn da in der Nase?“, höre ich von einem Kollegen. Ich erkläre das Experiment. Der Kollege findet es spannend, aber auch seltsam. Fakt ist: Heuschnupf­en habe ich fast keinen, aber eben ein kleines weißes Plastiktei­lchen in der Nase. Tag 5 Die Wirkung hält an. Bedeutet: fast kein Heuschnupf­en. Die lästigen Nebenwirku­ngen bleiben aber auch. Und das zeigt sich gerade beim nicht zu 100 Prozent freien Atmen: Die Nase verstopft deutlich schneller. Unangenehm. Tag 6 Ich bin hin- und hergerisse­n. Auf der einen Seite bin ich weiter begeistert, dass mich eine so einfache Technik wie ein Nasenfilte­r vom Heuschnupf­en so gut wie befreit. Auf der anderen Seite stört der Filter, wohl fühle ich mich nicht. Tag 7 Ich bin zwar fast heuschnupf­enfrei – aber auch etwas genervt. Am nächsten Morgen nehme ich auf jeden Fall wieder eine Tablette. Denn der Filter ist zwar sehr wirksam, aber störend und teuer. Fazit Der Nasenfilte­r funktionie­rt. Das bedeutet im Umkehrschl­uss: Die Müdigkeit, die viele nach der Einnahme von Antihistam­inika plagt, fällt weg. Allerdings befindet sich ständig ein Fremdkörpe­r in der Nase. Die Filter sind federleich­t und drücken eigentlich nicht. Nach zwölf Stunden ist es aber vorbei mit dem Komfort.

Nicht zuletzt ist der Preis ein Problem. Selbst bei einer Sammelbest­ellung sind die Filter teurer als Tabletten. Ein Filter kostet aktuell mindestens 1,79 Euro. Das macht 12,53 Euro pro Woche PollenSchu­tz. Wer ein Marken-Antihistam­inikum wie Cetirizin einsetzt, zahlt pro Tablette dagegen gerade einmal 30 Cent (2,10 Euro für eine Woche, bei einer Tablette pro Tag).

Trotzdem lohnt es sich auf jeden Fall, die Filter selbst einmal auszuprobi­eren. Dafür bietet der Hersteller Probier-Packs an. Aber mein Entschluss steht fest: Ich setze ab sofort wieder auf Tabletten.

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