Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kittel gewinnt die vierte Tour-Etappe
Der Thüringer rechnet nach dem Erfolg mit seinen Kritikern ab.
LIMOGES (sid) Marcel Kittels Freudentränen waren noch nicht getrocknet, da rechnete der deutsche Top-Sprinter nach seinem TourCoup mit allen Zweiflern und Kritikern ab. „Ich habe es heute allen gezeigt, die mich im letzten Jahr vergessen haben“, sagte der 28-Jährige nach seinem hauchdünnen Erfolg auf der vierten Etappe der Frankreich-Rundfahrt: „Der Sieg bedeutet mir deshalb sehr, sehr viel.“
Das Seuchenjahr 2015, das in der Ausbootung aus der Tour de France und der Trennung vom Team GiantAlpecin gipfelte, ist für Kittel spätestens seit gestern vergessen. „Ich bin einfach nur mega happy, das fühlt sich an wie hundertmal Weihnach- ten hintereinander“, sagte er nach seinem neunten Tagessieg beim wichtigsten Rennen der Welt.
Millimeter hatten den Ausschlag gegeben. Als nach bangen Minuten des Wartens klar war, dass Kittel im Fotofinish kaum sichtbar vor dem Franzosen Bryan Coquard gelegen hatte, brachen beim Sprinter alle emotionalen Dämme: Rücklings lag er auf dem Asphalt und brüllte seine ganze Freude heraus.
Im Vorjahr war Kittel nach einer langwierigen Viruserkrankung nie hundertprozentig in Form gekommen, die Tour 2015 fand für ihn am TV statt. Auch der Auftakt der laufenden Frankreich-Rundfahrt lief für Kittel nicht rund, auf der ersten Etappe wurde er knapp hinter dem Briten Mark Cavendish Zweiter, beim zweiten Sprint am Montag war er chancenlos. Einen Tag nachdem der deutsche Meister André Greipel im Foto-Entscheid gegen Cavendish verloren hatte, drehte Kittel den Spieß um. „Wir hatten heute den Killerinstinkt und waren eiskalt“, sagte Kittel: „Soviel Genugtuung habe ich nie zuvor gespürt.“
Platz drei ging an den slowakischen Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff), der das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte. Greipel (Rostock) war früh geschlagen und landete auf Platz 18. Auch Cavendish, Sieger der ersten und dritten Etappe, war als Achter chancenlos.