Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ceta-Abkommen muss in Bundestag

Die EU-Kommission sieht nun doch eine Abstimmung über den Freihandel vor.

- VON JAN DREBES

BERLIN Am Ende musste EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker einknicken: Nach massivem Druck sollen nationale EU-Parlamente doch über das ausgehande­lte Freihandel­sabkommen der EU mit Kanada (Ceta) abstimmen. Auch Bundestag und Bundesrat werden über den Vertrag entscheide­n können. Die EU-Kommission hatte gestern, entgegen einem juristisch­en Gutachten, Ceta doch als gemischtes Abkommen eingestuft. Juncker hatte vor einigen Tagen noch erklärt, die Abstimmung darüber sei eine reine EU-Angelegenh­eit.

Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte die Entscheidu­ng und betonte gleichzeit­ig, dass Ceta ein „gutes und wichtiges Abkommen“sei. Prominente Grüne kündigten aber bereits ihren Widerstand in Bundestag und Bundesrat an – in der Länderkamm­er können sie Beschlüsse sogar blockieren. Der Jürgen Trittin Grünen-Abgeordnet­e Jürgen Trittin sagte unserer Redaktion: „Ceta ist ein schlechtes Abkommen.“Er führte „Klageprivi­legien für Unternehme­n“und eine Schwächung des Vorsorgepr­inzips aus Verbrauche­rsicht als Argumente gegen den Ver- trag auf. „Ein solches Abkommen sollte weder vorläufig noch endgültig angewendet werden“, sagte Trittin. Auch Schleswig-Holsteins Umweltmini­ster Robert Habeck, der 2017 im Bund als Spitzenkan­didat der Grünen antreten will, betrachtet das Abkommen kritisch. Bei Ceta und dem geplanten Abkommen TTIP mit den USA bestehe die Gefahr, dass erkämpfte Rechte der Bürger im globalen Handel zur Verhandlun­gsmasse würden. Das schwäche das Vertrauen in den Welthandel. „Daher halte ich selbst den Ceta-Vertrag so, wie er ist, nicht für zustimmung­sfähig“, sagte Habeck. Ceta gilt als Blaupause für TTIP. Die Union begrüßt die Abkommen als für die Wirtschaft dringend nötig.

„Ceta sollte weder vorläufig noch endgültig angewendet werden“ Bundestags­abgeordnet­er der Grünen

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