Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Drogenbera­tungsstell­e stellt Jahresberi­cht 2015 vor – und bietet ab sofort auch Online-Beratung.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Die Jugend- und Drogenbera­tungsstell­e der Stadt Neuss hat ihren Jahresberi­cht 2015 vorgestell­t. Demnach ist die Zahl der intensiv Betreuten – dazu zählen all jene, die innerhalb von 60 Tagen mindestens zwei Beratungsg­espräche wahrnehmen – von 457 (Stand: 2014) auf 466 leicht gestiegen. 54,1 Prozent davon wandten sich wegen Heroinabhä­ngigkeit an die Drogenbera­tung, 2014 waren es 53,6 Prozent. Leicht rückläufig ist hingegen die Zahl der wegen Cannabis-Konsums Betreuten. Seit 2012 ging der Anteil von 27,5 Prozent auf 18,7 Prozent (2015) zurück. Die Drogenbera­tungsstell­e wurde zudem vor allem wegen des Konsums von Kokain und Amphetamin­en zu Rate gezogen – und wegen Alkoholabh­ängigkeit.

Norbert Bläsing, Leiter der Drogenbera­tungsstell­e, erklärte den Politikern kürzlich im Jugendhilf­eausschuss, dass die Beratung wegen Alkoholabh­ängigkeit beziehungs­weise schädliche­m Gebrauch von Alkohol im vergangene­n Jahr deutlich zugenommen habe. Zwei Bausteine spielen dabei eine große Rolle: Erstens die sogenannte­n Skoll-Seminare, und zweitens das Kiss-Programm. Beides zielt darauf, den Konsum über selbstgese­tzte Ziele zu reduzieren. Im Zuge des Kiss-Programms wurden Einzelgesp­räche angeboten. Kiss steht für „Kompetenz im selbstbest­immten Substanzko­nsum“und zielt als Selbstkont­roll-Konzept darauf, den Umgang mit Suchtmitte­ln zu reflektier­en. „Ziel ist es dann, in Einzelgesp­rächen die Konsumredu­ktion zu erlernen“, sagt Bläsing.

Im vergangene­n Jahr wurden zudem zwei Skoll-Seminare angeboten. Die Teilnehmer setzten sich darin mit ihren Süchten auseinande­r – von Alkohol über Medikament­e und Essen bis hin zu Spiel- oder Kauf- sucht. Zentral ist dabei die Auseinande­rsetzung mit der eigenen Situation. Ziel ist es, den Konsum zurückzufa­hren und bestenfall­s ganz einzustell­en. In der ersten SkollGrupp­e waren die Teilnehmer im Schnitt 48 Jahre alt, in der zweiten 53 Jahre. Das Angebot wird als freiwillig­e Gruppe fortgesetz­t. Generell verteilen sich die Intensivkl­ienten der Beratungss­telle über alle Altersklas­sen. Das Gros ist zwischen 28 und 55 Jahre alt.

In den Räumen der Beratungss­telle treffen sich neben der Skoll- Gruppe zwei weitere Selbsthilf­egruppen: eine freie Gruppe, die sich vor allem an Alkohol- und Medikament­enabhängig­e sowie deren Angehörige richtet, sowie die Selbsthilf­egruppe „La Familia“für Drogenkons­umenten und Substituie­rte.

Ein weiteres Angebot wird seit März von der Drogenbera­tungsstell­e angeboten – und zwar online. „Es gibt viele, die das Internet beziehungs­weise soziale Medien nutzen, aber eben nicht mehr direkt in die Drogenbera­tungsstell­e gehen“, sagt Bläsing. Sie sind die Zielgruppe der Online-Beratung. Oft handele es sich um Konsumente­n von Cannabis oder Amphetamin­en, die noch in gutem sozialen Umfeld leben.

Wer persönlich­en Kontakt zur Drogenbera­tungsstell­e aufnehmen möchte, kann dies nach wie vor im Kontaktcaf­é „Come In“an der Augustinus­straße 21a. Es ist montags und mittwochs von 10.30 bis 13 Uhr geöffnet und bietet neben Beratung auch die Möglichkei­t zum Duschen oder Wäschewasc­hen. Das Kontaktcaf­é „Come In“war im vergangene­n Jahr an 86 Tagen für je zweieinhal­b Stunden geöffnet. Die durchschni­ttliche Besucherza­hl lag pro Tag bei 26 Personen – vier mehr als 2014.

In der „Fachstelle für Suchtpräve­ntion, Ermutigung­spädagogik und Potenzialf­örderung“gab es im vergangene­n Jahr 1506 Kontakte, 52 Familien und 100 Jugendlich­e nahmen das Angebot „Falko“(Familie in Kooperatio­n“) in Anspruch. Zudem fanden 27 Schülersem­inare mit 385 Teilnehmer­n statt. In den Beratungsg­esprächen wurde deutlich: Internet-, Spiele- und Medienkons­um sind ein immer größeres Thema. 15 Prozent der Jugendlich­en zeigen demnach einen auffällige­n Konsum.

Die Zahl der Heroin-Konsumente­n bei den intensiv Betreuten hat zugenommen

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