Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Café zum Zuhören und Helfen

Das „Café Internatio­nal“der VHS ist eine Anlaufstel­le für Flüchtling­e und Kaarster Bürger. Dort wird geredet – und geholfen. Das Café wird vom Fördervere­in der Bildungsei­nrichtung unterstütz­t.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST „Café Internatio­nal“– das klingt nach dem Duft der großen, weiten Welt. Und tatsächlic­h kommen die meisten Besucher dieses besonderen Cafés von weit her. Doch wo immer auch ihre Wurzeln sind, sie alle haben vor allem einen Wunsch: Sie möchten in Deutschlan­d bleiben. Mit den Flüchtling­sströmen im Sommer vergangene­n Jahres hatte Hanno Wilsch, Vorsitzend­er des Fördervere­ins der Volkshochs­chule Kaarst, die Idee, einen Treffpunkt unter dem Dach der VHS einzuricht­en. Der Verein beteiligt sich an den Kosten. Was das „Café Internatio­nal“so wertvoll macht: Neben den Flüchtling­en kommen auch Kaarster Bürger vorbei, die sich dann um die Fremden kümmern.

„Viele Flüchtling­e haben ihre Eingewöhnu­ngsphase hinter sich“

Hanno Wilsch

Vors. des VHS-Fördervere­ins

Im Herbst vergangene­n Jahres waren es mitunter 70 Menschen, die sich im VHS-Haus (Am Schulzentr­um) trafen. Dass es mittlerwei­le deutlich weniger sind, ist für Hanno Wilsch aber kein schlechtes Zeichen: „Es hat sich ein bisschen verlaufen. Viele Flüchtling­e haben ihre Eingewöhnu­ngsphase hinter sich. Hinzu kommt, dass es mittlerwei­le ähnliche Angebote von den Kirchengem­einden gibt.“

Der Büchermark­t, der immer im November stattfinde­t, sorgt für die erforderli­chen Einnahmen – Getränke und Knabbereie­n können so ebenso finanziert werden wie die Schwestern und Studentinn­en Romina und Sandra Stravinska­s, die die Gäste im „Café Internatio­nal“bedienen.

Es wird zwar vie gelacht in diesem Café – aber ganz plötzlich können auch Tränen fließen. Da ist zum Beispiel die Albanierin Tatjana Saemshiri. „Mein Sohn musste zurück, obwohl er ein Praktikum im Vinzenzhau­s absolviert hat und gerne hier gearbeitet hätte“, sagt die 56-Jährige. Eva-Maria Williams-Lorenz kümmert sich um die verzweifel­te Frau.

Syed-Reza Hosseini ist vor sieben Monaten nach Kaarst gekommen. Der 24-Jährige spricht schon ziemlich gut Deutsch, ebenso wie seine 19 Jahre alte Frau Mahbube. Das Paar hat eine 18 Monate alte Tochter – und mit Gisela Grebe eine Frau, die ihnen hilft. Und einige Träume hat das Paar auch: „Ich würde gerne eine Automechan­iker-Ausbildung machen“, sagt Seyed-Reza. Der Berufswuns­ch seiner Frau ist Hebamme.

Das afghanisch­e Paar hatte zuletzt im Iran gelebt, was ihre Chancen auf ein dauerhafte­s Bleiberech­t nicht gerade vergrößert, fürchtet es. Dabei würden sie so gerne voll durchstart­en. „Deutschlan­d ist gut“, sagt Syed-Reza überzeugt. Über das heutige Afghanista­n und erst recht über den Iran würde er das niemals sagen. Trotzdem: Ungewisshe­it bestimmt derzeit das Leben der kleinen Familie.

Aus Albanien kommt die kleine Amanda. Die Sechsjähri­ge und ihre Eltern wissen ebenfalls, dass ihre Aussichten, in Deutschlan­d bleiben zu dürfen, so groß nicht sind. Amanda soll nach den Sommerferi­en in Kaarst eingeschul­t werden – wenn sie dann noch hier ist.

Etwas abseits sitzen Dejen (26), Eyboi (26) und Awet (20) aus Eritrea. Sie haben ihr Leben riskiert, um einer Diktatur zu entfliehen – und wissen jetzt nicht genau, wie es mit ihnen weitergeht. Dejen hat zwar eine eigene Wohnung, aber noch keinen Job. Er würde gerne etwas Kaufmännis­ches machen, sagt der junge Mann.

 ?? NGZ-FOTO_ ANJA TINTER ?? Gisela Grebe (2.v.) ist eine der Kaarsterin­nen, die im „Café Internatio­nal“Menschen wie Syed Reza Hosseini, Arjola Hatija und Mahbube Hosseini mit der kleinen Tochter Mayde (v.l.) helfen. Und es sei es, dass sie den Flüchtling­en nur Auge und Ohr...
NGZ-FOTO_ ANJA TINTER Gisela Grebe (2.v.) ist eine der Kaarsterin­nen, die im „Café Internatio­nal“Menschen wie Syed Reza Hosseini, Arjola Hatija und Mahbube Hosseini mit der kleinen Tochter Mayde (v.l.) helfen. Und es sei es, dass sie den Flüchtling­en nur Auge und Ohr...

Newspapers in German

Newspapers from Germany