Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gewitter: Jets weichen über die Stadt aus

In geringer Höhe waren in letzter Zeit Flieger über Bilk, dem Hafen und anderen zentralen Vierteln zu sehen. Die Flugsicher­ung leitet die Jets wegen Unwettern direkt nach dem Start um. Eine Gefahr bestehe nicht.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Am vorvergang­enen Sonntag erlebten die Bewohner von Bilk und Unterbilk ein seltenes Schauspiel. Der Airbus A 380 der Fluggesell­schaft Emirates erhob sich majestätis­ch in den Nachmittag­shimmel über diesen innenstadt­nahen Stadtteile­n. Sonst kennt man dort weder Fluglärm noch niedrige Flieger. Doch aus Sicherheit­sgründen mussten dieser Riesenjet und viele andere auch so dicht über bewohntem Gebiet starten.

Hintergrun­d sind besonders schwere Gewitter im verregnete­n Sommer 2016. „Bei Gewittern sind wir gezwungen, von den üblichen Flugrouten abzuweiche­n“, sagt Michael Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Flugsicher­ung in Düsseldorf. Zu 80 Prozent der Betriebsze­iten starten die Jets in Düsseldorf in Richtung Westen, grob gesagt über Kaarst. 20 Prozent der Zeit wird in Richtung Ratingen gestartet. „Doch diesen Sommer wirbelt das Wetter diese Grundregel­n ordentlich durcheinan­der“, sagt Fuhrmann. Denn wenn etwa über Kaarst oder Neuss ein Gewitter tobt, leiten die Fluglotsen im Tower die Flieger direkt nach dem Start nach Norden oder Süden um. Die Ausweichma­növer werden bereits in einer Höhe von etwa 1500, manchmal 1200 Fuß eingeleite­t – also 370 bis 450 Meter. „Das hängt individuel­l vom Flugzeugty­p und anderen Faktoren ab“, sagt Fuhrmann.

Die Flugsicher­ung leitet die Flieger dann je nach Einzelfall über eine individuel­le Route um. Und so kommt es, dass Düsseldorf­er zurzeit in Stadtteile­n Flugzeuge über ihren Dächern sehen, wo sonst niemals welche zu sehen sind. Doch welche Stadtteile sind besonders stark betroffen? „Die Gewitter ändern sich minütlich und sind immer an anderen Orten, daher lässt sich eine Vorhersage überhaupt nicht treffen. Konkret kann jeder Düsseldorf­er Stadtteil betroffen sein“, sagt Fuhrmann. In den vergangene­n Wochen waren in Flehe, Hamm, Vormerswer­th, Bilk und Unterbilk besonders häufig startende Jets zu sehen. Das lag daran, dass relativ viele Gewitter im linksrhein­ischen stattfande­n, meist über Kaarst und Neuss.

Eine Gefahr geht durch die dicht über bewohntem Gebiet startenden Flieger laut Fuhrmann nicht aus. „Sicherheit hat absolute Priorität“, sagt er. Und das heißt auch, dass bei bestimmten Gewittern gar kein Flieger startet. „Ist das Unwetter direkt über dem Airport oder so nah, dass es unmöglich ist, die Flieger vor der Gewitterze­lle ausweichen zu lassen, dann wird der Flugbetrie­b kurzfris- tig eingestell­t“, so der Sprecher. Dies war in diesem Sommer schon mehrfach der Fall.

Gewitter sind auch für moderne Jets durch Auf- und Abwinde oder Hagelschla­g nicht ungefährli­ch, und kein Pilot fliegt freiwillig in ein solches Unwetter.

Unangenehm sind die Gewitter auch deshalb für die vielen Sommerflug­gäste, weil es dadurch zu Verzögerun­gen im Flugbetrie­b kommen kann. „Wenn in den Sommermona­ten etwa in Folge vieler Gewitter ein Drittel des Luftraums für Flugzeuge nicht nutzbar ist, dann ist das so, als würde man auf einer Autobahn eine Spur sperren, entspreche­nd kommt es zu Stau“, sagt der Sprecher der Flugsicher­ung.

Zu Störungen kommt es bei Gewittern auch am Boden. Denn während eines Gewitters, besonders wenn das Vorfeld sehr nass ist, dürfen keine Menschen auf dem Flugfeld sein. „Die Gefahr, auf der großen Freifläche vom Blitz getroffen zu werden, wäre zu hoch. Entspreche­nd wird dann die Abfertigun­g der Flieger kurzfristi­g eingestell­t“, sagt Flughafens­precher Thomas Kötter. Meist gehe es aber nur um kurze Zeiträume. > 12000 ft (3658 m) bis 15000ft (4572 m) > 9000 ft (2743 m) bis 12000 ft (3658 m) > 6000 ft (1829 m) bis 9000 ft (2743 m) > 3000 ft (914 m) bis 6000 ft (1829 m) 0 ft (0 m) bis 3000 ft (914 m)

 ??  ?? Beispielha­fte Darstellun­g der Flugrouten abfliegend­er Jets an einem Julitag zwischen 7 und 8 Uhr. Die meisten Flugzeuge müssen direkt nach dem Start in noch niedriger Höhe nach Norden und Süden ausweichen, weil westlich von Neuss ein Gewitter tobt....
Beispielha­fte Darstellun­g der Flugrouten abfliegend­er Jets an einem Julitag zwischen 7 und 8 Uhr. Die meisten Flugzeuge müssen direkt nach dem Start in noch niedriger Höhe nach Norden und Süden ausweichen, weil westlich von Neuss ein Gewitter tobt....

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