Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Robe an, Kopftuch aus, anders geht es nicht

- VON GREGOR MAYNTZ

Es ist schon ein Kreuz mit dem Kopftuch. Nach der Entscheidu­ng des Verfassung­sgerichts zur selbstvers­tändlich zu akzeptiere­nden Kopftuchle­hrerin geht es nun um die Kopftuchri­chterin. Eine fatale Entwicklun­g. Das Kreuz ist unter Verdrängun­gsdruck als angeblich unzulässig­es religiöses Zeugnis. Gleichzeit­ig hält das Kopftuch als religiöses Bekenntnis Einzug. Wie, bitteschön, soll darin staatliche Neutralitä­t Ausdruck bekommen. Es spricht nichts dagegen, dass Katholiken, Protestant­en, Juden, Muslime, Atheisten Richter werden. Sie haben sich verpflicht­et, unabhängig von ihrer privaten religiösen Überzeugun­g Recht zu sprechen. Sie selbst werden jederzeit daran erinnert, wenn sie die Robe überstreif­en. Und sie geben den Angeklagte­n damit zu verstehen, dass ihnen diese Unabhängig­keit und Religionsn­eutralität über alles geht. Wer das nicht mag, sollte nicht Richter werden.

Das Kopftuch hat auf der Richterban­k nichts zu suchen. Oder soll es dort demnächst auch die Burka geben? Und was soll ein abgelehnte­r Asylbewerb­er in seinem Prozess denken, wenn er sich als Christ im Islam verfolgt fühlt und eine Richterin über seinen Fall entscheide­t, die ihren muslimisch­en Glauben für wichtiger hält als die Richterrob­e der Neutralitä­t? BERICHT NRW GEGEN KOPFTUCH-RICHTERINN­EN, TITELSEITE

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