Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Bundestag hat zehn Fußball-Fanclubs

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Während normalerwe­ise im Bundestag um jede Minute Redezeit gefeilscht wird, werden die Abgeordnet­en stets wortkarg, wenn die Fußball-Nationalma­nnschaft bei großen Turnieren spielt. Dann gibt man seine sonst so bahnbreche­nde Rede auch gerne mal nur zu Protokoll.

Die Zahl der leidenscha­ftlichen Fußballfan­s im Bundestag ist groß. 221 der 631 Abgeordnet­en sind in Bundesliga-Fanclubs organisier­t. Diese Kultur ist noch jung. Den ersten Fanclub gründete der GrünenAuße­npolitik-Experte Omid Nouripour, der Eintracht-Frankfurt-Anhänger ist. 25 Bundestags­abgeordnet­e sind bei seinen „Bundesadle­rn“organisier­t. Nouripours Anhängersc­haft geht sogar so weit, dass sich der Hesse auf seinen Wahlplakat­en für „Frieden und Eintracht“ausspricht.

Als im September 2015 eine EMail an alle Abgeordnet­en ging, dass

Wer immer dachte, im Bundestag würden vor allem Gesetze gemacht, der hat noch nie was von „RutWiess“oder den „Fohlen des Bundestags“gehört. Die wirklich wichtigen Themen besprechen die Fanclubs des Bundestags.

im Bundestag ein Fanclub für Borussia Mönchengla­dbach gegründet werden soll, sah sich wiederum der hessische Abgeordnet­e Michael Brand (CDU) zum Handeln veranlasst. Der Menschrech­tsexperte ist eingefleis­chter Fan des 1. FC Köln. Scherzend im Ton, ernst in der Sache schrieb er an den Präsidente­n des Effzeh Köln, Werner Spinner: „Wir haben lange zugeschaut. Jetzt müssen wir handeln!“Daraufhin gründete er die „Koalition RutWiess“, der bislang 31 Abgeordnet­e beitraten. Die Mönchengla­dbacher „Fohlen des Bundestags“haben 13 Abgeordnet­e als Mitglieder.

Die meisten Fanclubs nehmen auch externe Gesinnungs­genossen auf und führen ein reges Gemeinscha­ftsleben mit gemeinsame­n Spielbesuc­hen. Schon vor Gründung der Clubs waren die parlamenta­rischen Fußballfan­s eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft, die sich am Wochenende per SMS über Spielergeb­nisse auf dem Laufenden hielt. Den größten Bundesliga-Fanclub haben – na? – natürlich die Bayern. Deren „Berliner Fraktion“zählt 60 Abgeordnet­e. „Bayern-Fan kann jeder“, sagt dazu FC-Fan Michael Brand, der sich sorgfältig ein Schreiben von Eintracht-Anhänger Nouripour verwahrt. Der Grüne schrieb dem CDU-Mann zur Gründung von „Rut-Wiess“ausgesproc­hen freundlich­e Zeilen: „Was uns verbindet, ist die Leidenscha­ft für einen Club, der seinen Fans große Leidensfäh­igkeit abverlangt.“

Fanclubs haben im Bundestag auch noch Borussia Dortmund, der 1. FC Kaiserslau­tern, der VfB Stuttgart, Werder Bremen, Schalke 04 und Hertha BSC. Mit bislang acht Bundestags­abgeordnet­en als Mitglied hat Hertha den kleinsten Bundestag-Fanclub. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

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