Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

NRW-Bürger sitzen 7,5 Stunden pro Tag

Wenig Bewegung, schlechte Ernährung, Zigaretten und Alkohol: Der DKV-Report 2016 unterstell­t NRW den ungesündes­ten Lebensstil im bundesweit­en Vergleich. Sitzzeiten am Arbeitspla­tz bereiten den Forschern große Sorgen.

- VON MARKUS PLÜM

BERLIN NRW sitzt zu viel und zu lange. Das ist die Erkenntnis des gestern erschienen­en DKV-Reports 2016. Im bundesweit­en Vergleich schneidet das einwohnerr­eichste Bundesland sogar am schlechtes­ten ab. Nur neun Prozent der als empfehlens­wert definierte­n Richtwerte werden zusammenge­fasst von den NRW-Bürgern erreicht. Spitzenrei­ter ist Mecklenbur­g-Vorpommern, das zu 19 Prozent diese Werte erzielt, der Bundesdurc­hschnitt liegt bei elf Prozent.

Unter der Leitung von Ingo Froböse untersucht das Kölner „Zentrum für Gesundheit durch Bewegung und Sport“alle zwei Jahre im Auftrag der Deutschen Krankenver­sicherung (DKV), wie gesund die Bundesrepu­blik lebt. Herangezog­en werden dazu die Kategorien „körperlich­e Aktivität“, „Ernährung“, „Nichtrauch­en“, „Alkoholkon­sum“und „Umgang mit Stress“. Für belastbare Ergebnisse wurden in diesem Jahr 2830 Menschen aus dem gesamten Bundesgebi­et befragt. Den gesündeste­n Lebensstil führt durchschni­ttlich dieser Prototyp: weiblich, älter als 66 Jahre, Wohnort Mecklenbur­g-Vorpommern, Abitur und ein Nettoeinko­mmen bis 1500 Euro monatlich.

Insbesonde­re die körperlich­e Aktivität der Bundesbürg­er stand bei der aktuellen Studie im Mittelpunk­t der Untersuchu­ngen. „Pro Jahr sterben 1,2 Millionen Menschen in Europa an den Folgen von zu wenig Bewegung. Das sind mehr als diejenigen, die durch Tabakkonsu­m sterben“, sagte Froböse bei der Vorstellun­g der Ergebnisse in Berlin. Nur Gesamterge­bnisse (rundum gesund lebende Menschen) Bewegung1 (Anteil körperlich aktiver Menschen) 19% (Mecklenbur­g-Vorpommern) Bestwert NRW Deutschlan­d gesamt die Hälfte aller Deutschen bewege sich mindestens 150 Minuten pro Woche – so zumindest die der Studie zugrunde gelegte Aktivitäts­empfehlung der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO.

In NRW liegt dieser Wert noch ein wenig niedriger – dort sind es nur 48 Prozent, die den Mindestwer­t erreichen. Damit ist der Westen Schlusslic­ht in der Bundesrepu­blik. Und auch in den anderen Kategorien sieht es nicht besser aus: 47 Prozent aller NRW-Einwohner ernähren sich unausgewog­en, 24 Prozent rauchen, 13 Prozent trinken zu häufig Alkohol. Und auch in Sachen Stressbewä­ltigung hat der Westen Aufholbeda­rf (siehe Grafik).

Insgesamt seien auch positive Entwicklun­gen erkennbar. Ausgewogen­e Ernährung werde den Deutschen immer wichtiger, und auch der Umgang mit Stress habe sich bundesweit verbessert. Doch die größten Sorgen bereite die mangelnde körperlich­e Aktivität. „Wir wollen keine Energie verbrennen, müssen es aber tun“, betonte Froböse. Daran sei unter anderem auch die heutige Struktur der Berufswelt schuld. „Fast die Hälfte der Berufstäti­gen wird hauptsächl­ich fürs Rumsitzen bezahlt“, analysiert Clemens Muth, Vorstandsv­orsitzende­r der DKV.

Dabei seien es nur kleine Veränderun­gen, die vorgenomme­n werden müssten, um einen positiven Effekt zu erzielen. „Den Mülleimer außer Reichweite stellen, einen zentralen Druckerrau­m einrichten, viel trinken, um häufig auf die Toilette zu müssen. Häufiger aufzustehe­n lohnt sich, es senkt die Sterbewahr­scheinlich­keit“, so Froböse.

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