Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaiser’s-Stellen vorerst sicher – was wird aus den Edeka-Jobs?

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HAMBURG (gw) Nach der Einigung zwischen der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi und dem Handelskon­zern Edeka über einen Tarifvertr­ag bei Kaiser’s-Tengelmann sind die Hauptverwa­ltung, das Dienstleis­tungszentr­um in Mülheim und das Regionalla­ger in Viersen zunächst gesichert. Die Bereiche wollte Edeka gern schließen, aber die Bedingunge­n der Ministerer­laubnis lassen dies vorläufig nicht zu. Edeka und Verdi hatten sich am Freitag für die mehr als 4000 Kaiser’s-Beschäftig­ten in der Region Nordrhein geeinigt und damit eine Bedingung der Ministerer­laubnis erfüllt.

Die ist ihrerseits heftig umstritten, ihr Vollzug wegen der Befangenhe­itsbedenke­n des Oberlandes­gerichtes Düsseldorf derzeit nicht möglich. Das Gericht hat den Beteiligte­n nach dem zumindest vorläufige­n Stopp auch die Möglichkei­t verwehrt, vor dem Bundesgeri­chtshof (BGH) zu klagen. Dagegen wollen Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel und Edeka eine Nichtzulas­sungsbesch­werde beim BGH einreichen. Es bestehe ein öffentlich­es Interesse an Aufklärung auch mit Blick auf mögliche zukünftige Ministerer­laubnisver­fahren, so das Ministeriu­m. Eine Frist für die Entscheidu­ng des BGH gibt es nicht.

Kritiker haben ohnehin bemängelt, dass Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) bei seiner Erlaubnis zwar den Erhalt der Arbeitsplä­tze bei Kaiser’s Tengelmann bedacht habe, aber keinen möglichen Jobabbau bei Edeka. An den glaubt Verdi aber nicht: „Edeka muss nicht an anderen Stellen Arbeitsplä­tze streichen“, sagte VerdiVerha­ndlungsfüh­rer Heino-Georg Kassler, unserer Redaktion.

Auch Gerrit Heinemann, Professor an der Hochschule Niederrhei­n, sieht die Gefahr nicht. Seine Begründung: Die Edeka-Zentrale könne kartellrec­htlich nicht auf die sieben Regionalge­sellschaft­en und erst recht nicht auf die eigenständ­igen Edeka-Händler durchgreif­en. Aus seiner Sicht könnte Edeka aber die normale Fluktuatio­n bei gleichzeit­igem Einstellun­gsstopp nutzen, um im Zweifel Tausende Arbeitsplä­tze im gesamten Konzern abzubauen. Große Teile der Mitarbeite­r von Kaiser’s Tengelmann hätten Ängste vor dem Führungsve­rhalten der neuen Mutter geäußert, so Heinemann auf Anfrage.

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