Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Prominenz hinterläss­t Spuren aus Tinte

Ein Jahr nach seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wurde Joachim Gauck Bundespräs­ident. Ein Blick in ein Zeitdokume­nt.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

KAARST Wirklich golden ist keines von ihnen: Braun, grün und rot sind die Einbände der schweren Folianten, die im Kaarster Stadtarchi­v aufbewahrt werden. Der aktuelle Band, in den sich die Ehrengäste der Stadt eintragen, präsentier­t sich im Blau des modernen Stadt-Logos – „Corporate Design“nennen die Werbefachl­eute das einheitlic­he Erscheinun­gsbild eines Unternehme­ns oder einer Organisati­on. Politiker und Sportler, ausländisc­he Delegation­en, Kirchenmän­ner und Kulturscha­ffende haben in diesen Bänden seit Mitte der 1960er Jahre Grüße und gute Wünsche für die Stadt und ihre Bürger hinterlass­en, mal recht persönlich­e Zeilen formuliert, mal nur unterzeich­net. Mancher noch, bevor er das wurde, was er heute ist. So kehrte etwa Heiner Koch, einst Kaplan an St. Martinus, 2015 als Erzbischof von Berlin nach Kaarst zurück. Ein interessan­tes Lesebuch der Zeitgeschi­chte.

Der bislang letzte Eintrag stammt von Heiner Geißler: „Kaarst ist eine sehr interessan­te Stadt“, äußert sich der CDU-Politiker und ehemalige Bundesgesu­ndheitsmin­ister unter dem Datum 5. April 2016. Geißler würdigt das Katharina-von-BoraHaus und die romanische Martinuski­rche, um elegant auf sein Buch über den Reformator Martin Luther überzuleit­en. „Nach seinem Eintrag ins Goldene Buch saß er noch mit der Bürgermeis­terin auf der Erzählbank im Rathaus“, berichtet Sigrid Hecker. Die Stadtsprec­herin bereitet seit Jahren liebevoll die Einträge mit Foto der jeweiligen Persönlich­keit sowie Angaben zu Funktion und Anlass des Besuchs vor. „Die meisten Prominente­n sind locker und oft sehr interessan­te Menschen“, sagt Hecker, die für die Unterschri­ft schwarze Stifte bereitlegt. „Mancher zückt aber auch den eigenen Füller.“

Immer wieder sind Namen bekannter Sportgröße­n zu lesen: Fußballer Berti Vogts nach dem Gewinn der Weltmeiste­rschaft 1974, die Radrennfah­rer Udo Hempel und Günter Schumacher, die bei den Olympische­n Spielen 1972 erfolgreic­h waren, in jüngerer Zeit Florian Kehrmann, 2005 Kapitän der HandballNa­tionalmann­schaft, oder Speedskati­ng-Weltmeiste­rin Silke Röhr.

Politiker finden sich naturgemäß einige unter den bekannten Namen im Goldenen Buch der Stadt, darunter allein drei ehemalige „Bundes-

„Norbert Blüm ist durch seine lustige Art gut in Erinnerung geblieben“

Sigrid Hecker beauftragt­e für die Unterlagen der Staatssich­erheit der ehemaligen DDR“: zuletzt noch im Mai dieses Jahres Marianne Birthler sowie – binnen weniger Tage im Mai 2011 – ihre Vorgänger Roland Jahn und Joachim Gauck, der ein Jahr später Bundespräs­ident wurde. Geißlers Nachfolger im Amt als Bundesgesu­ndheitsmin­ister, Hermann Gröhe, gehört ebenfalls zur langen Reihe prominente­r Persönlich­keiten, die ihre Signatur hinterlass­en haben. Immerhin stammt der Christdemo­krat und Vertraute von Bundeskanz­lerin Angela Merkel aus dem benachbart­en Neuss. Gewohnt gut gelaunt war Norbert Blüm, der 2011 sein Autogramm mit fröhlichen Zeichnunge­n verzierte. „Er ist durch seine lustige Art gut in Erinnerung geblieben“, sagt Hecker.

Stadtsprec­herin

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