Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bürgerforu­m: „Verteilerk­ästen sind eine Gefahr“

In die Diskussion um die Internet-Verteilerk­ästen schaltet sich das Bürgerforu­m Kleinenbro­ich ein: „Stadtbild wird verschande­lt.“

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Für Gerd Sack und Wilhelm Fischer ist es schon mehr als ein Schildbürg­erstreich: „Die Internet-Kästen schießen hier wie unliebsame Pilze aus dem Boden. Wie viele es mittlerwei­le gibt und wo in der Stadt noch welche aufgestell­t werden sollen – keiner weiß es genau“, schimpft Wilhelm Fischer. Ihn stört dabei nicht nur die Optik: „Das ganze Stadtbild wird verschande­lt.“Und: Er fürchtet um die Sicherheit der Bürger. Dass dort Gefahrenqu­ellen am laufenden Band produziert werden, sieht auch Gerd Sack so. Der Sprecher vom Bürgerforu­m Kleinenbro­ich hat ein aufwendige­s Gesetzesst­udium betrieben und stellt sachlich fest: „Hier wird gleich mehrfach geltendes Recht gebrochen.“

Dabei bezieht sich der Kleinenbro­icher unter anderem auf die vom Landesverk­ehrsminist­erium herausgege­benen Richtlinie­n für die Anlage von Stadtstraß­en und auf die Empfehlung­en für Fußgängerv­erkehrsanl­agen. „Gesetze müssen eingehalte­n werden“, betont Gerd Sack gegenüber unserer Redaktion und fordert von der Stadt, „die kritischen Stellen zeitnah zurückzuba­uen und weitere Gefahrenqu­ellen im Vorfeld zu verhindern“.

Grund für die Aufregung sind die aktuellen Aktivitäte­n der Deutschen Telekom. Sie stellt seit einigen Wochen im Stadtgebie­t neue Verteilerk­ästen auf, um den Bürgern künftig schnellere­s Internet bieten zu können. Die neuen, grauen Verteilerk­ästen, die für die VDSL-VectoringT­echnik benötigt werden, sind knapp 1,70 Meter hoch und reduzieren die Gehwegfläc­he um ein Vielfaches. „Wir haben nichts gegen ein optimales Internetan­gebot, im Gegenteil. Aber Gesetz und Sicherheit gehen vor“, pocht Sack auf die Vorgaben. „In Korschenbr­oich sind die meisten Gehwege grundsätzl­ich zu schmal. Mit den neuen Kästen bleiben den Nutzern vielfach jedoch nicht einmal 70 Zentimeter.“Für Wohnstraße­n liegt die Wegbreite übrigens bei 2,50 Meter. „Davon sind wir weit entfernt“, sagt Fischer und schüttelt den Kopf. Er hinterfrag­t kritisch: „Wie sollen Schulkinde­r mit Ranzen, Mütter mit Kinderwage­n, Gehbehinde­rte mit Rollator oder Rollstuhl diese Engstellen passieren?“Was im Schadensfa­ll passiert? „Hier haftet der Straßenbau­lastträger, also die Stadt“, sagt Sack, der auch die Politiker zur Schadensbe­grenzung auffordert.

„Jeder Kasten, jeder Standort ist genehmigt und mit der Stadt abgesproch­en“, erklärt Telekom-Sprecher André Hofmann. Genervt merkt er weiter an: „Hier geht es um die digitale Zukunft. Entweder man will schnelles Internet oder wir lassen es.“Der Ausbau des Breitbandn­etzes wird auch von der Stadt „grundsätzl­ich“begrüßt, aber wohl nicht um jeden Preis. Georg Onkelbach erklärt auf Anfrage: „Wir nehmen die Hinweise und Bedenken der Bürger zu den neuen Verteilerk­ästen der Telekom ernst. Das Tiefbauamt kontrollie­rt vor Ort.“Der Technische Beigeordne­te versichert auch: „Sofern sich die Situation zum Zustand vor der Umrüstung für Fußgänger und hier insbesonde­re für Menschen mit Behinderun­g verschlech­tert hat, werden Maßnahmen ergriffen, um den Ursprungsz­ustand wiederherz­ustellen.“Schließlic­h sei die Stadt seit Jahren bemüht, den barrierefr­eien Ausbau der Infrastruk­tur voranzutre­iben.

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FOTO: KNAPPE Verengung an der Josef-Thory- Straße in Kleinenbro­ich: Dort bleiben 68 Zentimeter Platz. Für Wilhelm Fischer (l.) und Gerd Sack eindeutig zu wenig.
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In Herrenshof­f: Engstellen wie an der Myllendonk­er Straße gibt es viele.
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FOTOS (3): WIEDNER-RUNO Verteilerk­asten: Schulweg Schaffenbe­rgstraße.
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Ecke Püllenweg: ein kombiniert­er Gehund Radweg in Kleinenbro­ich.

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