Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sportschützin Karsch überrascht mit Silber
RIO DE JANEIRO (sid) Das OlympiaTicket war ein Geschenk des Verbandes, in Rio zahlte Monika Karsch das Vertrauen mit der Silbermedaille zurück: Die 33-Jährige wurde bei ihrem Olympia-Debüt nach einer spektakulären, aber erfolglosen Aufholjagd sensationell Zweite. Mit der sicheren Medaille im Rücken trat Karsch vor dem Finale gegen die Griechin Anna Korakaki mit breitem Grinsen an den Schießstand. Die Sportsoldatin setzte die Schutzbrille auf, zog die schwarz-rot-goldenen Kopfhörer über die Ohren und hauchte einen Kuss in die Kamera, bevor sie die schwarzen Zielscheiben ins Visier nahm.
Dort lief zunächst nichts wie geplant. Von den ersten sieben Schüssen traf nur einer das Ziel, Korakaki zog nach Punkten schnell auf 6:0 davon. Doch Karsch kämpfte, legte eine Serie hin und glich zum 6:6 aus, bevor Korakaki das entscheidende Duell für sich entschied und 8:6 gewann.
Im Halbfinale hatte sich die Qualifikations-Vierte Karsch zu Beginn ebenfalls zu viele Fehlschüsse geleistet, anschließend aber deutlich präziser gezielt. Karsch blieb im Rennen um die Qualifikation für die Medaillenduelle – und auch in der letzten von fünf Serien zu je fünf Schüssen cool. Mit dem letzten Schuss besiegelte sie die Teilnahme am Duell um Gold. Überwältigt riss Karsch die Arme in die Höhe, hüpfte um den Schießstand und fiel ihrer Finalgegnerin um den Hals.
Dass Karsch in Rio überhaupt starten konnte, verdankt sie einem Winkelzug des Deutschen Schützen-Bundes: Die Regensburgerin hatte sich nicht für die Spiele qualifiziert, profitierte letztlich aber vom Erfolg der Gewehrschützen. Da in den Gewehrwettbewerben jeweils ein Doppelstarter (Barbara Engleder und Daniel Brodmeier) vertreten ist, beantragte der DSB beim Weltverband ISSF erfolgreich einen Tausch des Quotenplatzes.