Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vergessene­r Sieg: Ruderer gewinnen konkurrenz­los

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(KT) Wind und Wellen sind der natürliche Feind des Ruderers. Das zeigte sich auch jetzt in Rio de Janeiro, als Trainingsl­äufe abgebroche­n werden mussten, weil einige Ruderboote ins Taumeln gerieten, mit Wasser voll liefen und gar kenterten. Doch es geht schlimmer.

Bei den ersten Olympische­n Spielen der Moderne im Frühjahr 1896 in Athen herrschten ähnliche Vorkehrung­en. Das Gewässer der ZeaBucht in der Nähe des Athener Hafens Piräus wurde durch starke Winde regelrecht aufgepeits­cht. Die Ruder-Entscheidu­ngen wurden deshalb an diesem kalten 13. April wegen „des schlecht gelaunten Neptun“gänzlich abgesagt.

Doch stimmt das? Offenbar gab es doch ein Rennen – und zwar der Doppelzwei­er. Das Tagebuch des deutschen Ruderers Berthold Küttner des ehemaligen Akademisch­en Ruderverei­n zu Berlin (heute Akademisch­en Ruderclubs Spandau) von 1936 schildert neben mehreren Abenteuern mi Haien auf offener See auch das erste olympische Ruderrenne­n der Welt, bei dem er angetreten war. Die gesamte königliche Familie habe zugesehen, wie Küttner und sein Ruderkolle­ge vom einem Seekutter aus mit große Problemen ins Boot gestiegen seien. „Von unseren Gegnern war keiner erschienen, obwohl Griechen und Italiener gemeldet waren. Weiteres Warten auf diese schien nutzlos, und so bedeutete uns der Starter, ohne Konkurrenz zu fahren“, schrieb Küttner. Als Lob für ihren Mut habe Griechenla­nds Kronprinz Georg, gleichzeit­ig der Präsident des IOC, beiden die Siegermeda­ille überreicht.

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