Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fördergeld­er nur bei Erfolgen

-

Nach drei Wettkampft­agen waren schon 38 Nationen im Medaillens­piegel verzeichne­t, darunter so große Sportnatio­nen wie Nordkorea, Usbekistan, Kosovo, Mongolei und Kasachstan. Aber Deutschlan­d suchte man vergeblich. Deutschlan­d stand mit drei vierten Plätzen zu Buche. Das ist für die betreffend­en Athleten einerseits ärgerlich, weil der vierte Platz ja angeblich undankbar ist. Denn wie heißt es in unserer Leistungsg­esellschaf­t: Der Zweite ist schon der erste Verlierer. Anderersei­ts ist es aber auch schön, können sie es doch immerhin irgendwann ihren Enkelkinde­rn erzählen.

Dabei wird hierzuland­e Sport getrieben, dass die Schwarte kracht. Nun haben wir in Rio schon so aufregende und mitreißend­e Sportarten erlebt wie Bogenschie­ßen, Fechten, Gewichtheb­en, Schießen, in denen sich auch deutsche Sportler schinden. Aber am Ende stellen die Medien, die Trainer, die Funktionär­e resigniert fest: „Sie haben ihr Bestes gegeben, zu mehr hat es leider nicht gereicht.“

Man kann darüber natürlich zur Tagesordnu­ng übergehen. Das Betrüblich­e ist allerdings, dass nach kräftigen Misserfolg­en die Fördergeld­er gekürzt werden.

Nehmen wir das Beispiel Fechten. In dieser Sportart galt Deutschlan­d einstmals als führend in der Welt. Tauberbisc­hofsheim mit dem legendären Trainer Emil Beck, Heidenheim, Leverkusen wurden als Medaillens­chmieden gerühmt. Dann blieben mal die erwarteten Medaillen aus, und schon wurde der Aufwand zurückgefa­hren. Das ist in anderen sogenannte­n Randsporta­rten ähnlich. Wenn das so weiter geht, dann fließen bald keine Fördergeld­er mehr, und es wird nur noch Fußball gespielt. Der Fußball braucht kein Fördergeld, der hat genug Sponsoren und ausreichen­d Einnahmen. Er drückt alles an die Wand.

Aus welchem Grund werden überhaupt die Fördergeld­er gekürzt, sobald die Kurve nach unten zeigt – damit alles noch schlechter wird?

Am vierten Wettkampft­ag haben die Vielseitig­keitsreite­r die Nation endlich erlöst. Erst Silber mit dem Team, dann Gold durch den überragend­en Michael Jung im Einzel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany