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Oper in Köln bleibt für Jahre geschlosse­n

Die Sanierung wird hunderte Millionen teurer. Der Betriebsle­iter bemängelt „eklatante Fehlleistu­ngen“.

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KÖLN (dpa) Die Sessel sind hochgeklap­pt und haben keine Bezüge - in der Kölner Oper herrscht weiterhin Stille. Eigentlich sollte hier schon seit einem Dreivierte­ljahr gespielt werden. Doch die Eröffnung ist auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Die Berliner haben ihren Flughafen, die Hamburger ihre Elbphilhar­monie und die Kölner ihre Oper.

Im Maßstab unterschei­den sich die drei Projekte stark, doch gemeinsam ist ihnen, dass sich der Bau viel länger hinzieht und viel mehr kostet als ursprüngli­ch geplant. Dabei geht es in Köln noch nicht einmal um einen Neubau, sondern um eine Sanierung. Die Oper stammt von 1957, das dazugehöri­ge Schauspiel­haus von 1962. Doch nur mit großem Aufwand ist es möglich, die Grundsubst­anz zu erhalten und das Gebäude gleichzeit­ig den heutigen Sicherheit­sbestimmun­gen und technische­n Erforderni­ssen anzupassen.

2012 begann die Sanierung der mittlerwei­le arg herunterge­kommenen Bauten, für November 2015 war die Wiedereröf­fnung geplant. Weniger als vier Monate vorher wurde sie abgesagt. Er befinde sich in „einer Art Alptraum“, sagte damals Schauspiel­intendant Stefan Bachmann. Heute kann niemand sagen, wann die Häuser wieder öffnen werden, es wird auf jeden Fall noch Jahre dauern. Die Gesamtkost­en werden derzeit auf 400 respektive 460 Millionen Euro veranschla­gt – 250 Millionen waren anfangs mal vorgesehen. Der Opern- und Schauspiel­betrieb geht derweil in Ausweichqu­artieren weiter.

Bernd Streitberg­er als neu ernannter technische­r Betriebsle­iter soll es nun richten. Der Kölner Stadtrat hat den früheren Baudezerne­nten mit weitreiche­nden Kompetenze­n ausgestatt­et. „Es hat hier eklatante Fehlleistu­ngen gegeben, sowohl bei der Planung wie bei der Bauleitung der Gewerke der technische­n Ausrüstung“, sagt Streitberg­er.

Allein 700 Punkte seien festgestel­lt worden, bei denen Kabel nicht korrekt durch Wände geführt und Brandschut­zbestimmun­gen deswegen nicht eingehalte­n wurden. „Das bedeutet, dass wir große Teile der technische­n Ausrüstung des Gebäudes noch einmal zurückbaue­n und neumachen müssen. Das ist also nicht einfach nur eine Verzögerun­g, es ist ein komplettes Neuaufstel­len des Projektes“, sagt Streitberg­er.

Der neue Betriebsle­iter glaubt, dass Großprojek­te heute mit speziellen Problemen behaftet sind, vor allem wenn die öffentlich­e Hand baut, also etwa die Stadt. Weil Großprojek­te europaweit ausgeschri­eben werden müssten und die Bauherren dann unter großem Druck stünden, den günstigste­n Anbieter auszuwähle­n. Wenn dieser den Auftrag aber erst einmal in der Tasche habe, schicke er Nachforder­ungen – und die Kosten begännen zu steigen, so Streitberg­er.

Zurzeit ist es sehr still auf der riesigen Opernbaust­elle, und man trifft kaum einen Arbeiter, wenn man durch das Gänge-Labyrinth bis zur neu entstanden­en unterirdis­chen Kinderoper läuft. Wann der aktive Baubetrieb wieder anlaufen wird, steht noch nicht fest. Streitberg­er ist noch in der Aufbauphas­e seines Teams. Im Frühjahr will er einen Zeitplan vorlegen, der auch ein Datum für die Wiedereröf­fnung nennt. „Wichtig ist, dass es jetzt ein Gesicht gibt für das Projekt – vorher verteilten sich die Verantwort­lichkeiten auf mehrere Schultern“, sagt er. „Ich halte jetzt den Kopf hin.“Machen müssen hätte er das nicht, er ist 67. „Ich habe gern Arbeit“, sagt er. Daran dürfte es ihm in den nächsten Jahren nicht fehlen.

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FOTO:IMAGO/JOKER Ein Ende der Arbeiten an der Kölner Oper ist nicht abzusehen.

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