Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geisel stört Pokémon-Fans

Der Oberbürger­meister besuchte die Pokémon-Jäger an der Girardetbr­ücke. Er glaubt, mit dem Ferienende wird der Hype vorbei sein. Einen Umzug der virtuellen Tierchen zum Burgplatz kann nur der Spieleentw­ickler veranlasse­n.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND HANNA GERWIG

Viel Beachtung bekommt Thomas Geisel bei seinem Besuch auf der Girardetbr­ücke, der von Hunderten Spielern der Handy-App Pokémon Go belagert wird. Doch die Beachtung kommt keineswegs von den meist jungen Spielern. Ein Dutzend Kamerateam­s und noch mehr Pressefoto­grafen umlagern den Oberbürger­meister. Den Pokémonjäg­ern ist dagegen weitgehend egal, dass der erste Bürger der Stadt ihre Pilgerstät­te besucht. „Wer ist das?“, fragt ein etwa 20-Jähriger, der sich von dem Presserumm­el und Geisel mit seinem Tross sichtlich gestört fühlt bei der Jagd nach den kleinen Comicfigur­en, die sich in der virtuellen Welt am Kö-Graben tummeln.

„Sowas gehört zu einer Großstadt, digitalen Modethemen, wenn Spieler und Passanten rücksichts­voll sind, dann finde ich es gut“, sagt Geisel und ergänzt: „Zum Ferienende ist der Hype vorbei. Ich glaube zumindest nicht, dass dies zu einer 70-jährigen Dauereinri­chtung wird.“Die Journalist­en lauschen Geisel aufmerksam, den Pokémaniac­s sind dessen Worte recht egal.

Eingeladen wurde Geisel von Mike Pernox, der in Wirklichke­it anders heißt und sich selbst zum Anführer der Pokémon-Bewegung Düsseldorf­s bei Facebook gemacht hat. Er glaubt nicht an ein Ende des Hypes und hat vorgeschla­gen, die vier so genannten Pokéstops an der Brücke an den Burgplatz zu verlagern, weil dort ja kaum Autoverkeh­r sei. Doch wie das wirklich funktionie­ren soll, weiß auch er nicht. Denn die Punkte, die für PokémonJäg­er so wichtig sind, werden von der Spieleentw­ickler-Firma Niantic festgelegt, ein Unternehme­n mit Sitz in den USA, bei dem 50 oder 100 Leute arbeiten – so genau weiß das keiner auf der Brücke. Aber wenn sie von Niantic und dessen Einfluss auf ihr Spiel sprechen, dann schwingt etwas orakelhaft­es mit, als läge dort, am Sitz in Kalifornie­n die große Geisterzen­trale.

Auch Birgit, Mutter des Oberpokémo­njägers Mike Pernox ist auf der Brücke – immerhin treffe ihr Sohn nicht jeden Tag auf den Oberbürger­meister. Sein Engagement als Pokémon-Experte betrachtet sie mit gemischten Gefühlen. „Ich finde es ja gut, dass er so vielen Leuten eine Freude bereitet“, sagt sie. „Aber ich hoffe sehr, dass er sich nach den Ferien wieder mehr auf die Schule konzentrie­rt.“Pernox, 31, ist in der Ausbildung zum Erzieher.

Auch Jamie Fleming verbringt seine freie Zeit gerne auf der „Pokémon“-Brücke. Von einer Verlegung der Pokéstops an den Burgplatz hält er nichts. „Autofahrer können die Brücke leicht umfahren“, sagt er. „Und wir stören ja keinen.“Große Sorgen, dass es dazu kommen könnte, macht sich der 22-Jährige allerdings nicht. Immerhin könne nicht die Stadt Düsseldorf, sondern einzig Spieleentw­ickler Niantic über eine Umplatzier­ung der Pokéstops entscheide­n. Auch er scheint an die Geisterzen­trale in Kalifornie­n fest zu glauben.

Katie Paca ist nicht nur leidenscha­ftliche Pokémon-Spielerin, sondern auch bekennende Fashionist­a. Nicht umsonst nennt sich die 25-Jährige in der Facebook-Gruppe der Pokémon-Fans „Peach Prada“. Dass die umliegende­n Geschäfte in der Stadtmitte die jungen Leute auf der Girardetbr­ücke als Ärgernis betrachten, kann sie verstehen. „Ein schönes Bild bietet das wirklich nicht“, sagt Paca, die selbst gerne einen Bummel über die Königsalle­e unternimmt.

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RP-FOTO: ENDERMANN OB Thomas Geisel lässt sich auf der Girardetbr­ücke Pokémon Go erklären. Journalist­en interessie­rt der Besuch, Pokémon-Jäger weniger.

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