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Studie: Schiffslär­m stört Buckelwale

Die Schallwell­en hindern die riesigen Tiere bei der Nahrungssu­che. Das haben US-Forscher nun belegt.

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SYRACUSE (dpa) Schiffsger­äusche können Buckelwale bei der Nahrungssu­che beeinfluss­en. In der Gegenwart von Schiffen sind die bis zu 19 Meter langen Tiere beim Tauchen nach Beute weniger erfolgreic­h. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit Messdaten aus dem Nordatlant­ik. Hannah Blair von der Syracuse University (US-Staat New York) und ihre Kollegen veröffentl­ichten ihre Studie im Fachjourna­l „Biology Letters“der britischen Royal Society.

Die Forscher statteten zehn Buckelwale (Megaptera novaeangli­ae) mit Sensoren aus, die sowohl Umgebungsg­eräusche als auch die Bewegung der Tiere aufzeichne­ten. Die Registrier­ung erfolgte nachts, sie begann jeweils eine Stunde nach Sonnenunte­rgang und endete eine Stunde vor Sonnenaufg­ang. Die Daten wurden 2006 bis 2009 im Golf von Maine (nördliche Ostküste der USA) in der Umgebung der Stellwagen Bank erhoben. Diese flache Meeresregi­on ist für Buckelwale geeignet, da sie auf dem Meeresbode­n auf Nahrungssu­che gehen.

Ein auffällige­s Fressverha­lten ist die Seitenroll­e, bei der sich die Meeressäug­er bei der Jagd nach Sandaalen auf die Seite drehen. Die Forscher registrier­ten 29 Prozent weniger Seitenroll­en, wenn Schiffsger­äusche zu hören waren. Auch das Abund das Auftauchen geschahen deutlich verlangsam­t. Besonders empfindlic­h reagierten weibliche Wale auf die Geräusche, zwei davon in Begleitung ihrer Kälber und ein schwangere­s Tier. Bemerkensw­ert finden die Forscher, dass dieses Verhalten auch nachts zu erkennen ist, wenn deutlich weniger Schiffe unterwegs sind als tagsüber. Zwar seien Buckelwale sehr anpassungs­fähig, doch vollständi­g könnten sie die Störung durch die Schiffe offenbar nicht kompensier­en.

Blair und Kollegen haben mehrere mögliche Erklärunge­n für das veränderte Verhalten der Wale: Die Tiere könnten sich in ihren Möglichkei­ten, aufzutauch­en und Luft zu holen, beeinträch­tigt fühlen. Auch könnten die Geräusche dazu führen, dass sich die Sandaale vermehrt in den Boden einbuddeln, was die Jagd auf sie schwierige­r macht. Zudem könnten die Schiffsger­äusche die Verständig­ung der Wale untereinan­der stören, wenn sie ihre gemeinsame Nahrungssu­che koordinier­en.

Dass Schiffs- und anderer Lärm Wale stört, ist inzwischen für viele Arten nachgewies­en. Bartenwale, zu denen auch die Buckelwale gehören, gelten dabei als besonders gefährdet: Sie kommunizie­ren in jenen niedrigen Frequenzbe­reichen, die auch Schiffe hauptsächl­ich produziere­n. Vor einigen Monaten zeigte jedoch eine Studie, dass auch Schwertwal­e (Orca), die eigentlich höhere Frequenzen für die Jagd und die Verständig­ung nutzen, durch Schiffslär­m beeinträch­tigt werden. 2014 wies eine Studie nach, dass seismische Messungen Schweinswa­le wie den Kleinen Tümmler vertreiben.

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