Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Uniper bleibt für Eon ein Problem
Die Abspaltung des Kraftwerksgeschäfts in eine neue Tochter verursacht hohe Kosten bei dem Essener Energiekonzern. Trotzdem gibt sich Eon-Chef Johannes Teyssen optimistisch – und verrät, warum er seine Uniper-Aktien behalten will.
DÜSSELDORF Eon-Chef Johannes Teyssen hatte gerade einen Verlust von rund drei Milliarden Euro bekannt gegeben, da sagte er einen eigenartigen Satz: „Bei Uniper überwiegen die positiven Nachrichten.“
Uniper, das ist der Name der EonTochter, in die Teyssen die ProblemGeschäftsfelder (mit Ausnahme der Atomkraft) ausgelagert hatte. Während der einst wertvollste deutsche Konzern Eon mit Ökostrom und Johannes Teyssen dem Netzgeschäft zurück in die Erfolgsspur finden will, muss sich Uniper unter anderem um das schwierige Geschäft mit den Kohle- und Gaskraftwerken kümmern. Das ist angesichts des Siegeszuges der erneuerbaren Energien wenig rentabel – und wenig attraktiv. Entsprechend zurückhaltend bewerten Börsen-Experten den Wert des Unternehmens: Rund fünf Milliarden sei Uniper wert, heißt es. In den Büchern steht das Unternehmen allerdings noch mit 15,5 Milliarden. Die Differenz muss Eon mit Abschreibungen ausgleichen, allein im ersten Halbjahr summierten sich die Wertberichtigungen auf rund 3,8 Milliarden Euro – die wiederum zu Verlusten bei Eon führen.
Man könnte meinen, das alles sei weit von positiven Nachrichten entfernt. Vielmehr werfen die Entwicklungen die Frage auf, wer die Uniper-Aktien am Ende beim Börsen- gang im September überhaupt kaufen soll? Doch Teyssen sagt, in Schweden gebe es einige erfreuliche Entwicklungen, durch die Uniper steuerlich entlastet würde, und in Großbritannien könne man sich dank eines neuen Kapazitätsmarktes neu mit seinen Kraftwerken positionieren. Er jedenfalls wolle seine Uniper-Aktien nicht verkaufen: „Ich glaube an eine positive Entwick- 132.093 65.402 2012 3120 2613 2012 119.688 64.643 2013 3359 2459 2013 113.095 116.2018 54.778 2014 1476 2014 -3130 lung.“Immerhin liege man bei der Abspaltung aus Teyssens Sicht auch „voll im bestmöglichen Plan“.
Auch in anderen Bereichen läuft es nicht wirklich rund für Eon. Die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank macht es auch für Eon immer schwieriger, vernünftige Renditen zu erwirtschaften – weshalb für die Pensionsansprüche der Mitarbeiter neue Rück- 57.302 2015 1315 2015 -6377 20.254 2016* 2016 -2929 Gesamtjahr 1. Halbjahr
„Ich glaube an eine positive Entwicklung von Uniper“ Eon-Chef Gewinn in Mio. Euro
Gesamtjahr 1. Halbjahr stellungen gebildet werden mussten. Auch das belastet die Bilanz. Selbst Teyssen räumt ein, mit dem Ergebnis unterm Strich natürlich nicht zufrieden zu sein.
Auch die Atomkraftwerke, die Eon ursprünglich an Uniper abgeben wollte, nun aber doch behalten muss, verursachen Probleme. Denn der geplante Atommüll-Staatsfonds wird von Teyssen zwar befürwortet („Wir bereinigen damit unsere Bilanz, gewinnen Planungssicherheit“), sorgt aber gleichzeitig für zusätzliche Kosten. Eon rechnet mit rund zehn Milliarden Euro. Allein für einen sogenannten Risikoaufschlag für mögliche Kostensteigerungen bei der Endlagerung könnten bis zu zwei Milliarden Euro anfallen. Teyssen könnte sich daher eine Kapitalerhöhung vorstellen.
Gleichzeitig werde Eon jedoch auch Investitionen verschieben und Kosten weiter senken, kündigte Teyssen an. Ob das auch einen weiteren Stellenabbau beinhaltet, verriet Teyssen gestern bei der Vorstellung der Zahlen nicht: „Wir sind nicht mehr die Eon minus Uniper. Wir werden uns auch in den Strukturen neu aufstellen“, sagte er. In manchen Geschäftsbereichen würde daher Personal auf-, in anderen Personal abgebaut werden. Weitere Aussagen zu einer festen Zahl von Stellenstreichungen gibt es aktuell jedoch nicht. „Wir haben heute keine neuen Ankündigungen“, sagte Teyssen – ob das auch schon als positive Nachricht gelten kann?