Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das wurde aus den Helfern von Eller
Der Kreis der Ehrenamtler überstieg zeitweise die Anzahl der in den Zelten lebenden Flüchtlinge.
Es gibt Orte, die sind besser als ihr Ruf. Auf keinen Düsseldorfer Stadtteil trifft das so sehr zu, wie auf das gern unterschätzte Eller. Sprüche wie „hier stirbste schneller“bilden nur die Spitze des Eisberges. Dabei hat die Ortschaft im Südosten der Stadt das Herz am rechten Fleck. Zuletzt stellten das die Elleraner im Frühherbst 2015 unter Beweis, als sie über die Ankunft mehrerer Hundert asylsuchender Menschen informiert wurden. In kürzester Zeit organisierte sich eine Gruppe Ehrenamtler, die die Flüchtlingszelte am Schützenplatz aktiv betreute.
Im November hieß es dann Abschied nehmen. Nach drei Monaten zogen die mehr als 300 Flüchtlinge in feste Unterkünfte. Für viele der fast 400 Ehrenamtlichen bedeutete das aber nicht das Ende ihrer Zeit als Helfer. Im Gegenteil: Viele hätten sich auf die umliegenden Flücht- lingsunterkünfte, beispielsweise in Gerresheim oder in der Stadtmitte umverteilt, erzählt Sylvia Prickler. Sie hatte schon im August die Facebook-Gruppe „Flüchtlinge in Eller“gegründet und mit ihrem Mann Herbert Prickler, dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks 8, sowie dem Diakonie-Pfarrer Heinz Franzmann zu Informations- und Organisationsveranstaltungen eingeladen.
Nach wie vor seien sie und ihr Mann „voll involviert“, sagt Sylvia Prickler. „Bestimmte Wege können Flüchtlinge schlecht allein gehen. Anfangs allein schon wegen der Sprachbarriere. Da springen wir dann ein.“Momentan betreut das Ehepaar eine Familie aus Syrien, deren jüngstes Mitglied auf der Flucht auf eine Landmiene trat. Und obwohl die beiden Söhne, Schüler der Dieter-Forte-Gesamtschule, nahezu perfektes Deutsch sprächen, seien alle Familienmitglieder von der Abschiebung bedroht. „Ein Termin mit einem Anwalt ist schon gemacht.“
Auch Elke Wolff war von Anfang an Teil dieser Gemeinschaft. Sie betreut neben der Arbeit als Buchhalterin auch noch ihre pflegebedürftige Mutter. Trotzdem schafft sie es, sich mehrmals im Monat mit der afghanischen Familie Ibrahimi zu treffen: „Zeit, die ich mir bewusst nehme“, sagt Wolff. Immerhin kenne sie die Familie seit deren Ankunft in Eller, im September vergangenen Jahres. Anfangs half Wolff noch bei alltäglichen Erledigungen, mittlerweile ist Familie Ibrahimi längst in Deutschland angekommen.
Während Vater Sakhi viel Zeit damit verbringt, Deutsch zu büffeln, sprechen es seine Frau und sein Sohn Soheil schon fast fließend. Seit Januar gehe er in die erste Klasse, erzählt der Siebenjährige. „Nach den Sommerferien kommst du schon in die Zweite.“, sagt Wolff und klingt