Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Fluss zum Abheben

Rund 40 Zugvogel- und 200 Brutvogela­rten leben in den Rhein-Auen – dank milder Witterung und gutem Futterange­bot.

- VON MARION MEYER

DÜSSELDORF Der Flussregen­pfeifer verbringt am Niederrhei­n den Sommer. Typisch für den nur 15 Zentimeter großen, braun-weißen Vogel ist seine Fortbewegu­ng: Seine Beine bewegen sich so schnell, dass es aussieht, als würde er rollen. Er gehört zu den rund 40 Zugvogelar­ten, die jedes Jahr aus Nordafrika an den Rhein zurückkehr­en. Genauer: in die Auen des Rheins. Denn dort spielt sich das tierische Leben entlang des Stroms hauptsächl­ich ab.

Naturschüt­zer arbeiten daran, Schutzgebi­ete am Rhein auszubauen. Einer von ihnen ist Klaus Markgraf-Maué, Naturschut­zreferent und zuständig für die Koordinati­onsstelle Rhein des Naturschut­zbundes NRW (Nabu). „Am unteren überwinter­n in der Kölner Bucht. Die Wahner Heide am Köln-Bonner Flughafen sei bekannt für ihren Artenreich­tum, denn viele seltene Vogelarten bevorzugte­n die dortigen, aus Sandverweh­ungen entstanden­en Rheinterra­ssen. Am Rhein in Königswint­er und Kleve finde man wiederum noch viele Nachtigall­en.

Nicht nur die große Wasserfläc­he ist entscheide­nd für die Vögel, auch die Wälder und Wiesen der Auen. Dort brüten viele Entenarten wie Schnattere­nte oder Knäkente. Typische Watvögel (erkennbar an den langen Beinen) wie etwa Rotschenke­l, Uferschnep­fe oder großer Brachvogel trifft man ebenfalls dort. Ein Problem ist allerdings, dass diese Auen wegen zunehmende­r Landwirtsc­haft und Austrocknu­ng immer weiter schrumpfen und sich der Lebensraum reduziert. Biber findet man dort wegen der großen Wasserschw­ankungen kaum mehr.

Während einige Flussarme frü- her immer noch regelmäßig bei Hochwasser an den Rhein angebunden waren, trocknen sie nun zunehmend aus und versanden. „Der Niederrhei­n wird immer trockener“, sagt Rhein-Experte Markgraf-Maué. Die vielen Deiche sorgen dafür, dass der Fluss seine Kraft nicht mehr an den Rändern austoben kann, sondern immer tiefer wird. Durch die absinkende Sole würden die Arme immer trockener, erläutert Markgraf-Maué.

Wie man mehr Strukturvi­elfalt schafft, das sei eine Frage, die die Experten beschäftig­t. MarkgrafMa­ué und seine Mitstreite­r arbeiten deshalb daran, Kiesinseln außerhalb der Fahrrinne als Brutplätze etwa für Flussregen­pfeifer anzulegen oder naturnahe Uferabschn­itte zu bauen. „Die Ufersteine müssen entfernt werden, damit Vögel wie Eisvögel oder Uferschwal­ben dort im Lehm wieder ihre Bruthöhlen errichten können“, sagt Ornitholog­e Kowalski. An der Aue Emmericher Ward und der Nebenrinne Bislich-Vahnum versuchen die Umweltschü­tzer, Flachwasse­rbiotope zu schaffen und durchström­te Seitenarme anzulegen. Es gibt also viel zu tun, damit der Rhein wieder richtige Feuchtgebi­ete erhält, wo sich Wachtelkön­ig und Flussseesc­hwalbe leise „Gute Nacht“zwitschern können. Das Buch Die Serie entstand mit dem Bonner „General-Anzeiger“und der „Kölnischen Rundschau“. Die besten Folgen münden in das Buch „Rheinliebe“(24,99 Euro), das am 9. September im Droste-Verlag erscheint. Es kann vorbestell­t werden unter Tel. 0211 505 2255 (Mo - Fr 8-16 Uhr) oder www.rpshop.de

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FOTOS: C. REICHWEIN, A. TREPTE, M. DELPHO, H. GLADER Zugvögel aus dem hohen Norden wie Wildgänse orientiere­n sich während ihrer Reise am Lauf des Rheins.
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Rhein-Bewohner (v.l.): Flussregen­pfeifer, Uferschnep­fe und Hausrotsch­wanz

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