Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pleiten, Pech und Pannen
Dreck, leere Stadien, grünes Wasser: Olympia in Rio, das sind bisher Spiele mit reichlich Problemen.
RIO DE JANEIRO Eduardo Paes hat einen Traum: Heitere Spiele in einer wunderschönen Stadt, die danach jedes Jahr Millionen Touristen nach Rio de Janeiro locken. Das große Vorbild des Bürgermeisters lautet: Barcelona 1992. Doch nach den vielen Pannen im Vorfeld, begleitet von der tiefen ökonomischen und politischen Krise, konstatierte er selbst schon vor der Eröffnung: Vielleicht ist es gerade nicht der beste Zeitpunkt, um im Fokus der Welt zu stehen. Die erste Woche der Olympischen Spiele scheint ihm Recht zu geben. Beschwerden und Mängel – Rio hat bisher nicht gerade einen Lauf. Ein Überblick: Hilflose Gastgeber: Der Sprecher des Organisationskomitees, Mario Andrada muss jeden Tag vorwiegend schlechte Nachrichten kommentieren, sich entschuldigen und rasche Besserung versprechen. Er hatte vor Olympia versichert, Rio werde während der Spiele die sicherste Stadt der Welt sein. Diebstähle selbst im olympischen Dorf stehen der These entgegen. Das Ge- fühl der Unsicherheit sei auch Schuld der Medien, die über jeden Zwischenfall sofort berichtet würden. Eine bemerkenswerte Aussage. Leere Stadien: Selbst beim in Brasilien so beliebten Beachvolleyball sind viele Plätze leer, kaum komplett gefüllte Stadien. Offiziell sind über 80 Prozent der Tickets verkauft worden, aber neben vielen ungenutzten Sponsorentickets sind Organisationsprobleme ein Grund. Allein am ersten Wettkampftag sind schätzungsweise bis zu 40.000 Plätze wegen Warteschlangen leer geblieben. Viele Zuschauer schafften es nicht rechtzeitig ins Stadion – wegen strenger Kontrollen und auch zu wenig Personal. Aber auch, weil Busse länger als geplant brauchten, das Transportsystem ist am Limit. Schüler bekommen nun Tickets geschenkt, um die Stadien zu füllen. Grünes Wasser: Der Farbwechsel kam über Nacht. Das Becken der Wasserspringer war plötzlich nicht mehr strahlend blau, sondern trüb und grün. Eine defekte Umwälzungsanlage soll für die Algenbildung verantwortlich sein. Kurios: Einen Tag später war auch das Was- ser im benachbarten WasserballBecken verfärbt. Die Veranstalter betonten, es gebe keine Gesundheitsrisiken. Einige Wasserballer beklagten aber brennende Augen. Schlechte Versorgung: In den ersten Tagen gab es im Olympiapark Barra, vor allem aber im Sportkomplex Deodoro im Norden der Stadt Ärger über fehlende Versorgung mit Wasser und Essen – Besuchern wurde erlaubt, dass Gelände wieder zu ver- lassen, um sich draußen etwas zu kaufen. Mittlerweile wird vielerorts Wasser umsonst ausgegeben. Kritik an Anlagen: Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner sagt: „Was ich persönlich schwierig finde, ist, dass es relativ dreckig überall ist, ob hier die Umkleiden oder im Dorf.“Vieles sei provisorisch, viele Dinge gingen kaputt. Der deutsche Gewehrschützin Barbara Engleder äußert sich ähnlich: „Es regnet aus der Decke. In der Lobby ist seit Tagen ein riesiges Loch. Bei denen, die nach uns kommen, wird es wohl schimmelig.“Immer wieder muss nachjustiert werden. Ein Noteinsatz von 600 Putzkräften und Handwerkern war nötig. Wind und Wetter: Am Mittwoch wurde der Zeitplan sowohl beim Rudern (Wind) als auch beim Tennis (Regen) durcheinander gewirbelt. Die geplanten Wettbewerbe wurden auf den nächsten Tag verschoben. Für das Wetter kann man die Verantwortlichen nicht verantwortlich machen. Wohl aber für die Wahl der Örtlichkeit der Ruderstrecke. Die heftigen Atlantikwinde kommen nicht besonders überraschend.