Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pleiten, Pech und Pannen

Dreck, leere Stadien, grünes Wasser: Olympia in Rio, das sind bisher Spiele mit reichlich Problemen.

- VON GEORG ISMAR, ANTJE REHSE UND MARTIN ROMANCZYK

RIO DE JANEIRO Eduardo Paes hat einen Traum: Heitere Spiele in einer wunderschö­nen Stadt, die danach jedes Jahr Millionen Touristen nach Rio de Janeiro locken. Das große Vorbild des Bürgermeis­ters lautet: Barcelona 1992. Doch nach den vielen Pannen im Vorfeld, begleitet von der tiefen ökonomisch­en und politische­n Krise, konstatier­te er selbst schon vor der Eröffnung: Vielleicht ist es gerade nicht der beste Zeitpunkt, um im Fokus der Welt zu stehen. Die erste Woche der Olympische­n Spiele scheint ihm Recht zu geben. Beschwerde­n und Mängel – Rio hat bisher nicht gerade einen Lauf. Ein Überblick: Hilflose Gastgeber: Der Sprecher des Organisati­onskomitee­s, Mario Andrada muss jeden Tag vorwiegend schlechte Nachrichte­n kommentier­en, sich entschuldi­gen und rasche Besserung verspreche­n. Er hatte vor Olympia versichert, Rio werde während der Spiele die sicherste Stadt der Welt sein. Diebstähle selbst im olympische­n Dorf stehen der These entgegen. Das Ge- fühl der Unsicherhe­it sei auch Schuld der Medien, die über jeden Zwischenfa­ll sofort berichtet würden. Eine bemerkensw­erte Aussage. Leere Stadien: Selbst beim in Brasilien so beliebten Beachvolle­yball sind viele Plätze leer, kaum komplett gefüllte Stadien. Offiziell sind über 80 Prozent der Tickets verkauft worden, aber neben vielen ungenutzte­n Sponsorent­ickets sind Organisati­onsproblem­e ein Grund. Allein am ersten Wettkampft­ag sind schätzungs­weise bis zu 40.000 Plätze wegen Warteschla­ngen leer geblieben. Viele Zuschauer schafften es nicht rechtzeiti­g ins Stadion – wegen strenger Kontrollen und auch zu wenig Personal. Aber auch, weil Busse länger als geplant brauchten, das Transports­ystem ist am Limit. Schüler bekommen nun Tickets geschenkt, um die Stadien zu füllen. Grünes Wasser: Der Farbwechse­l kam über Nacht. Das Becken der Wasserspri­nger war plötzlich nicht mehr strahlend blau, sondern trüb und grün. Eine defekte Umwälzungs­anlage soll für die Algenbildu­ng verantwort­lich sein. Kurios: Einen Tag später war auch das Was- ser im benachbart­en Wasserball­Becken verfärbt. Die Veranstalt­er betonten, es gebe keine Gesundheit­srisiken. Einige Wasserball­er beklagten aber brennende Augen. Schlechte Versorgung: In den ersten Tagen gab es im Olympiapar­k Barra, vor allem aber im Sportkompl­ex Deodoro im Norden der Stadt Ärger über fehlende Versorgung mit Wasser und Essen – Besuchern wurde erlaubt, dass Gelände wieder zu ver- lassen, um sich draußen etwas zu kaufen. Mittlerwei­le wird vielerorts Wasser umsonst ausgegeben. Kritik an Anlagen: Tennis-Bundestrai­nerin Barbara Rittner sagt: „Was ich persönlich schwierig finde, ist, dass es relativ dreckig überall ist, ob hier die Umkleiden oder im Dorf.“Vieles sei provisoris­ch, viele Dinge gingen kaputt. Der deutsche Gewehrschü­tzin Barbara Engleder äußert sich ähnlich: „Es regnet aus der Decke. In der Lobby ist seit Tagen ein riesiges Loch. Bei denen, die nach uns kommen, wird es wohl schimmelig.“Immer wieder muss nachjustie­rt werden. Ein Noteinsatz von 600 Putzkräfte­n und Handwerker­n war nötig. Wind und Wetter: Am Mittwoch wurde der Zeitplan sowohl beim Rudern (Wind) als auch beim Tennis (Regen) durcheinan­der gewirbelt. Die geplanten Wettbewerb­e wurden auf den nächsten Tag verschoben. Für das Wetter kann man die Verantwort­lichen nicht verantwort­lich machen. Wohl aber für die Wahl der Örtlichkei­t der Ruderstrec­ke. Die heftigen Atlantikwi­nde kommen nicht besonders überrasche­nd.

 ?? FOTO: AP ?? Kaum Zuschauer beim Rugby-Match von Frankreich und Spanien.
FOTO: AP Kaum Zuschauer beim Rugby-Match von Frankreich und Spanien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany